Washington US-Drohne tötet Al-Qaida-Vize

Washington · Knapp vier Monate nach der Tötung von Osama bin Laden ist dem Terrornetzwerk al Qaida nach US-Angaben erneut ein schwerer Schlag versetzt worden: Die Amerikaner haben demnach einen der wichtigsten Drahtzieher an der Spitze des Islamistennetzes getötet. Der in Libyen geborene Atijah Abd al Rahman sei bereits am 22. August in der pakistanischen Region Waziristan mit Hilfe eines ferngesteuerten Flugzeugs getötet worden, teilte ein ranghoher Regierungsvertreter in Washington mit.

Rahman soll nach Aiman al Sawahiri die Nummer zwei in der Hierarchie der al Qaida sein. Der in Ägypten geborene Chirurg Sawahiri übernahm die Führung der Organisation, nachdem ein Spezialkommando Osama bin Laden im Mai in seinem Haus in Pakistan erschossen hatte. Der neue US-Verteidigungsminister Leon Panetta hatte vor Kurzem gesagt, dass ein strategischer Sieg über al Qaida in greifbare Nähe gerückt sei. Die USA müssten noch bis zu 20 Führungsmitglieder der Extremistenorganisation töten oder gefangen nehmen.

Rahmans Tod ist nach Einschätzung von US-Experten ein schwerer Schlag für Sawahiri, der sich stark auf den in der Organisation gut vernetzten Libyer gestützt hatte. Die im Haus von bin Laden gefundenen Dokumente hätten gezeigt, dass Rahman in die Planung von Al-Qaida-Anschlägen eng eingebunden gewesen sei. Er habe vielfältige Aufgabenbereiche gehabt und sei nicht einfach zu ersetzen. Nach seinem Tod werde es für den Ägypter Sawahiri schwieriger, die zunehmend als geschwächt eingestufte al Qaida zu leiten, hieß es weiter.

Noman Benotman von der britischen Denkfabrik Quilliam erklärte, Rahman sei so etwas wie der Vorstandsvorsitzende von al Qaida gewesen – also jemand, der wie der Chef eines Großkonzerns für die Unternehmensführung verantwortlich sei. Rahman, dessen ursprünglicher Name Dschamal Ibrahim Ischtawi sei, habe an der Universität von Misrata Ingenieurwissenschaft studiert und sich 1988 den islamistischen Gruppen in Afghanistan angeschlossen, die gegen die sowjetischen Truppen kämpften. Er galt als enger Vertrauter bin Ladens und wurde von diesem einst als Abgesandter in den Iran geschickt. Im vergangenen Jahr hatte es schon einmal Berichte über den Tod al Rahmans gegeben. Er sei bei einem Drohnenangriff getötet worden, hieß es. Weder die US-Regierung noch al Qaida hatte die Berichte damals bestätigt. Auch diesmal hat der pakistanische Geheimdienst, der seit der Tötung bin Ladens ein gespanntes Verhältnis zu den USA hat, Rahmans Tod nicht bestätigt.

(RP)
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