Bundeswehr bestreitet Einsatz Uran-Munition wird in Deutschland gelagert

Berlin/Heidelberg (AP). Die US-Armee lagert in Deutschland Uran-Munition. Das bestätigte eine Sprecherin der amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg am Dienstag. Sie dementierte allerdings Berichte, wonach auch auf deutschen Truppenübungsplätzen solche Munition eingesetzt worden sei. Außenminister Joschka Fischer forderte eine Aufklärung über die möglichen Gefahren uranhaltiger Munition sowie Vorsorge für Soldaten und Zivilisten.

Die Sprecherin der US-Streitkräfte, Elke Herberger, sagte, zu Übungszwecken werde Munition mit abgereichertem Uran nicht verwendet. "Diese Munition wird nur bei bewaffneten Konflikten benutzt." Sie werde aber in Deutschland gelagert. Über die genauen Standorte der Lagerstätten gebe die Armee keine Auskunft. Bei den amerikanischen Streitkräften in Europa gebe es diese Geschosse für die Ausrüstung der Panzer des Typs Abrams und Bradley.

Keine Tests bei der Bundeswehr

Das Bundesverteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben keine Hinweise darauf, dass die Bundeswehr derartige Munition auf Truppenübungsplätzen in Deutschland getestet habe. "Wir tragen alle Fakten zusammen, die bisherigen Hinweise bestätigen diese Meldungen nicht", sagte ein Sprecher.

Die Tageszeitung "Die Welt" hatte zuvor gemeldet, Bundeswehr-Offiziere wollten nicht ausschließen, dass die Munition auch auf deutschen Übungsplätzen verschossen wird. In Deutschland ist derzeit noch eine US-Panzerdivision stationiert. Die Panzer üben auf zwei Truppenübungsplätzen: im rheinland-pfälzischen Baumholder sowie im bayerischen Grafenwöhr.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie wies darauf hin, dass "in Deutschland uranhaltige Munition nicht hergestellt wird und die Bundeswehr solche Munition nicht verwendet". Die deutsche Waffen- und Munitionsindustrie sei mit der KE-Munition (Kinetische Energie) einen anderen Weg gegangen, schrieb der BDI. "Die auf der Grundlage von Wolfram-Hartmetalllegierungen entwickelte Munition ist mindestens ebenso leistungsfähig und frei von gefährlicher Strahlung."

Außenminister Fischer verlangte "belastbare Fakten". Das einheitliche Ziel der Bundesregierung sei, dass es "zu keinem weiteren Einsatz kommt". Er sprach mit dem designierten Leiter der UNO-Mission im Kosovo (UNMIK), Hans Haekkerup, auch über Vorsorgemaßnahmen für Truppen und Bevölkerung vor Ort.

Herkunft des Urans muss geklärt werden

Der stellvertretende Vorsitzende der Strahlenschutzkommission, Wolfgang Köhnlein, erklärte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", die Herkunft des verwendeten Urans müsse "unbedingt geklärt" werden. Stamme es aus dem Abfall von Atomkraftwerken, so enthalte "das Material auch Transurane wie Americium und Plutonium, die hoch strahlend und extrem giftig sind. Das wäre, gelinde gesagt, eine Sauerei."

Ob die Einbringung von Uran in den menschlichen Körper Leukämie hervorrufen kann und wenn ja, in welchem Zeitraum nach der Exposition die Krankheit diagnostizierbar ist, ist offenkundig auch in der Wissenschaft umstritten. Köhnlein schloss einen Zusammenhang nicht aus.

Der Sprecher des Münchner Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, Heinz-Jörg Haury, sagte laut "Handelsblatt", Leukämie nach Strahlenbelastung trete erst nach fünf Jahren auf. Erkrankungen deutscher Soldaten könne nicht auf den Einsatz im Kosovo zurückzuführen sein. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Leukämie-Erkrankung eines deutschen Soldaten bereits ein Jahr vor dem Kosovo-Krieg diagnostiziert worden war.

(RPO Archiv)
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