Persönliche Rangliste Das sind die Lieblingsplatten unserer Autoren

Jeder Mensch besitzt eine Platte, an der er mehr hängt als an anderen. Erklärbar sind diese Vorlieben nicht. Das geht den Mitgliedern der Kulturredaktion nicht anders.

 Freddie Mercury von der Gruppe Queen.

Freddie Mercury von der Gruppe Queen.

Foto: Nein/EMI

Ähnlich wie Lieblingsfilme hängen Lieblingsplatten an einem autobiografischen Anker. Man hat sie an einem Moment gehört und bekommt sie nie mehr aus dem Kopf. Sie sind Geliebte und Freundin in einem. Nun: Dies hier sind die herzallerliebsten Platten der Kulturredaktion.

Alan Parsons Project: „Pyramid“

Ja gewiss, Bachs h-Moll-Messe, Mozarts „Figaro“, Beethovens Klaviersonate op. 109, Debussys „La mer“, Wagners „Rheingold“, Strawinskys „Psalmensinfonie“: Eigentlich bestimmen diese (deutlich ranghöheren) Meisterwerke meine Welt. Aber an „Pyramid“ von Alan Parsons hänge ich wie an der Nabelschnur, ich stand damals, im Jahr 1978, kurz vor der Volljährigkeit, als das Album der britischen Progressive-Rock-Gruppe erschien. Es beschäftigte sich mit Pyramiden und deren okkulter Energie. „The Eagle Will Rise Again“ ist eine der schönsten Balladen, die je komponiert wurden. Aus „Hyper-Gamma-Spaces“ entweicht furiose Strahlung, und „In the Lap of the Gods“ beginnt wie das Mysterium schlechthin. Meine Droge. Kommen Sie mir nicht mit einem Gegenmittel! Wirkt nicht. Wolfram Goertz

Simple Minds: „Glittering Prize“

Dieses „I said la, lalalala...“ macht Jim Kerr niemand nach. Die Simple Minds begleiten mich schon Jahrzehnte. Bis heute habe ich die Bilder vom Live-Konzert aus dem alten Kölner Müngersdorfer Stadion im Kopf. Und noch immer stelle ich den Ton auf extra laut, wenn ich „Don‘t You Forget About Me“ höre. Egal, wer auch immer in meiner Nähe dann die Augen verdreht. Dabei entstand der Welthit der schottischen Band eher widerwillig. 1985 sollte die Gruppe um Sänger Jim Kerr ihn zum Film „The Breakfast Club“ einspielen. Kerr lehnte zunächst ab. Wie gut, dass er sich doch noch überreden ließ. „Don’t you forget about me“ war der Start für die Weltkarriere der Popband. Es folgten viele international erfolgreiche Alben. Auf „Glittering Prize“ sind alle meine Lieblingssongs der Simple Minds vereint: „Alive and Kicking“, „Sanctify Yourself“, „Mandela Day“. Vor ein paar Jahren sah ich sie nochmals live in kleinerem Rahmen – die gleiche Gänsehaut wie damals. „I said la, lalalala...“ Regina Hartleb

Led Zeppelin. „IV“

Im März 1974 hatte ich das Geld zusammen. Es war hart verdient durch Unkraut jäten bei den Nachbarn. Ich wurde bald 15, wollte aber nicht länger warten, bis man mir „Led Zeppelin IV“ zum Geburtstag schenkte. So kaufte ich die Platte selbst, hauptsächlich wegen des legendären Songs „Stairway to Heaven“. Meine Eltern tapezierten gerade im Stil dieser aufregenden Zeit den Flur in wilden psychedelischen Mustern, hörten aber vornehmlich Bach und Händel. „Stairway to Heaven“ aber war viel spannender, das Stück enthielt alle Stilrichtungen, die in den folgenden Jahren wichtig werden würden: von sanfter Melodik bis zu einem hinreißenden Gitarrensolo, dazu die unverwechselbare Stimme von Robert Plant. Dass der Text so kryptisch war, dass ihn bis heute keiner verstanden hat, ist bis heute völlig egal. Ich hänge noch immer an dem Lied. Martin Bewerunge

Queen: „Greatest Hits“

Es war vermutlich im alten Nissan Kombi meiner Eltern, wo ich die Platte das erste Mal hörte. Wir machten in Italien mit ein paar Freunden Urlaub, und mein Vater hatte das Album extra für das Autoradio auf Kassette gekauft. Kaum spielte Queen, waren alle im Auto glücklich. Egal, ob beim gemeinsamen Headbangen zu „Bohemian Rhapsody“ oder beim rhythmischen Klatschen zu „We Will Rock You“, Freddie Mercury schaffte es immer sofort, die Laune im viel zu kleinen Kombi zu heben und die Hitze des italienischen Sommers vergessen zu machen. Noch heute begleiten mich Freddie, Brian, Roger und John auf jedem meiner Urlaube und haben mir über so manchen Stau erfolgreich hinweggeholfen. Mark Pillmann

Slowdive: „Just For A Day“

Ich bestellte die LP beim Plattenversand „Malibu“ in Hamburg, es dauert fast drei Wochen, bis der Postbote sie meiner Mutter in die Hand drückte. Ich hatte per Nachnahme geordert und ihr das Geld bereit gelegt, denn Pakete wurden immer geliefert, wenn ich noch in der Schule war. Nach dem Mittagessen packte ich die Platte aus, ich hörte sie direkt, und vielleicht ist das inzwischen die meistgehörte Platte meines Lebens: „Just For A Day“ von Slowdive aus Großbritannien. „Shoegaze“ nannte man diese Art des Gitarrenpops im Jahr 1991. Und der Name rührt daher, dass die Musiker beim Gitarrespielen schüchtern zu Boden blickten. Ich hörte die Platte zum Einschlafen, nachdem ich freitags oder samstags von Partys heimgekehrt war. Und das ist nicht despektierlich gemeint, sondern als Kompliment. Traumhafte Musik, man kann sich darin geborgen fühlen. Und weil ich nicht möchte, dass dieser Platte etwas passiert, ist sie die einzige, die ich in einer Plastikhülle aufbewahre. Philipp Holstein

Manowar: „Louder Than Hell“

Es war schon ein bisschen so, wie sich der machomäßige Manowar-Sänger Eric Adams und Bassist Joey DeMaio das Paraides vorstellen: Männer hocken ums Lagerfeuer, trinken Bier, Blutsbrüder, denen Heavy Metal den Soundtrack gibt. Nur waren wir peinliche Teenager, die ihre Unsicherheit mit schlechten Witzen, Alkohol und harter Musik niederringen wollten. Das hat sogar ein bisschen geklappt, und obwohl es heute die Musik ist, die vielen peinlich ist, ist „Louder Than Hell“ von 1996 (da war dieser polierte Metal im 80er-Stil eigentlich längst beerdigt) viel zu gut, als dass ich es einfach in meiner Jugend zurücklassen kann. „Return Of The Warlord“„The Gods Made Heavy Metal“ und „Outlaw“ sind und bleiben der Kern meiner Spotify-Playlist. Die knusprige Mischung aus Erde und Blech, die ich zum heroischen Wäscheaufhängen oder Geschirrspüler einräumen donnern lasse. Oliver Burwig

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