Kolumne: Total digital Wer hat uns verraten? Unsere Daten!

Facebook weiß sogar vieles über die Leute, die dort gar kein eigenes Profil haben.

 Auch wenn jemand kein Konto dort hat, weiß Facebook einiges über die Menschen.

Auch wenn jemand kein Konto dort hat, weiß Facebook einiges über die Menschen.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Viele Menschen sind auf Facebook, ohne es zu wissen. Wie kann das sein? Viele Webseiten, die wir besuchen oder Apps, die wir nutzen, senden heimlich Nutzer-Daten an Facebook. Dort werden diese Daten über unsere PC- oder Smartphone-Identifikationsnummer mit der Facebook-Datenbank abgegelichen. Schon weiß Facebook, wer wir sind, wie oft wir welche Apps nutzen und welche Webseiten wir besuchen.

Selbst wenn wir keine eigene Facebook-Seite haben, führt das Unternehmen sogenannte Schattenprofile über uns. So werden beispielsweise Informationen über Produkte, Parteien oder Sportvereine gesammelt, die uns im Web interessieren. Reisen, die wir im Netz gebucht haben. Orte, an denen wir uns aufgehalten haben, minutiös dokumentiert durch unsere Smartphones. Selbst Gesundheits-Apps, die den weiblichen Zyklus dokumentieren oder Pornoseiten teilen ihr Wissen mit Facebook. Spätestens wenn wir dann auch noch Whatsapp nutzen (Whatsapp gehört zum Facebook-Konzern) kennt Facebook unseren Namen und natürlich auch unsere Telefonnummer.

Vergangene Woche hat Facebook eine Funktion veröffentlicht, um uns mehr Kontrolle über diese Daten zu geben. „Off-Facebook-Activity“ (OFA) findet sich versteckt in den Facebook-Einstellungen und gibt Auskunft darüber, welche Apps und welche Webseiten uns zuletzt an Facebook „verpfiffen“ haben. Was Facebook nun anbietet: Wir können die Verbindung dieser heimlich gesammelten Daten zu unserem Konto nachträglich aufheben. Nicht etwa die Daten löschen, sondern lediglich die Verknüpfung aufheben, was so gut wie alles bedeuten kann.

In meinem Fall hat Facebook allein in den letzten sieben Tagen Daten von 43 Apps und Webseiten über mich erhalten. Das Freunde-Netzwerk gibt an, die Daten für maßgeschneiderte Werbung zu benutzen. Und das lässt die Werbekasse kräftig klingeln. Allein im letzten Jahr haben unsere Daten Facebook einen Gewinn von 70 Milliarden US-Dollar beschert. Geld, das Facebook investiert, um uns in Zukunft noch enger auf die Pelle zu rücken. Bei einem Besuch an der Harvard-Universität letzten Sommer verriet Facebook-Gründer Mark Zuckerberg man arbeite tatsächlich daran, eines Tages unsere Gedanken lesen zu können. Der erste Prototyp sei bereits in Entwicklung.

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