Donezk Ukraine: Nato fürchtet russischen Einmarsch

Donezk · Im Osten des Landes fordern Gefechte zahlreiche Opfer. Putin reagiert auf Sanktionen.

Der Kampf um die strategisch wichtige Separatistenhochburg Donezk in der Ost-Ukraine nimmt an Härte zu: Erstmals griff die ukrainische Luftwaffe Ziele nahe dem Zentrum der Großstadt an. Bei den Attacken auf Stellungen der Aufständischen starben mindestens drei Zivilisten, wie der Stadtrat mitteilte. Wegen der Gefechte zog die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Beobachter aus der Stadt ab.

Die Nato fürchtet, dass Moskau unter dem Vorwand einer "Friedensmission" Truppen in die Ost-Ukraine senden könnte. Heute wird Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zu Krisengesprächen mit der prowestlichen Führung in Kiew erwartet. Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte in einem Telefonat an Russlands Präsident Wladmir Putin, die Separatisten zu einem beiderseitigen Waffenstillstand mit Kiew zu drängen.

Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens hat Russland für ein Jahr Einfuhrverbote für Lebensmittel und andere Waren verhängt. Betroffen seien jene Länder, die im Ukraine-Konflikt Strafmaßnahmen gegen Moskau erlassen haben, heißt es in einem von Putin unterzeichneten Dekret. Der Schritt diene den nationalen Interessen und der Sicherheit Russlands. Der Deutsche Bauernverband erwartet negative Auswirkungen für Landwirte in Deutschland und Europa.

Die EU und die USA werfen Russland vor, nichts zur Entspannung der Lage in der Ukraine zu unternehmen. Sie hatten deshalb vor Kurzem erstmals ganze russische Wirtschaftszweige mit Sanktionen belegt.

Bei erbitterten Gefechten in der Region hatte das Militär derweil zahlreiche Opfer zu beklagen. Innerhalb von 24 Stunden seien 18 Soldaten getötet und 54 verletzt worden. Die Aufständischen in Donezk warnten die Armee unterdessen vor einer Offensive. "Die Erstürmung steht unmittelbar bevor, aber wir sind gut darauf vorbereitet", sagte Separatistenführer Sergej Kawtaradse. Immer mehr Frauen und Kinder würden Donezk durch einen Fluchtkorridor verlassen. Die Armeeführung in Kiew betonte aber, sie plane keine "kopflose" Erstürmung von Donezk oder der benachbarten Stadt Lugansk.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort