"Ukraine-Konflikt hat die Nato wieder zusammengeführt"

Herr General, wie bewerten Sie den Nato-Gipfel in Wales?

Herr General, wie bewerten Sie den Nato-Gipfel in Wales?

Langheld Das Bündnis hat durch den Ukraine-Konflikt wieder zueinander gefunden. Es ist nachvollziehbar, dass Mitgliedsstaaten wie Estland, Portugal oder Kanada sehr unterschiedliche Vorstellungen von Sicherheit haben. Früher dominierten häufig solche Einzelinteressen. Psychologisch wie politisch war dieses Gipfeltreffen daher von sehr hoher Bedeutung.

Welche militärischen Konsequenzen hat dieser Gipfel?

Langheld Die Bildung einer neuen schnellen Eingreiftruppe ist ein Signal an den russischen Präsidenten. Es gibt ja schon seit vielen Jahren die Nato-Response-Force, die jedes Jahr neu zusammengestellt, ausgebildet und zertifiziert wird. Aus Sicht des Kommandeurs ist die entscheidende Frage: Wie schnell können diese Verbände im Krisenfall vor Ort sein? Die baltischen Staaten sind so klein, dass sie vermutlich im Fall einer Invasion nicht rechtzeitig eintreffen würden.

Was heißt das aus militärischer Sicht?

Langheld Für sinnvoller halte ich ein System, das es unter der Bezeichnung "Reforger" in Zeiten des Kalten Krieges gegeben hat: Waffen und Material waren bereits in der Bundesrepublik gelagert, nur die Soldaten hätten noch aus den USA eingeflogen werden müssen. Das hatte und hätte wieder eine militärisch abschreckende Wirkung. Aber aus dem politischen Blickwinkel gibt es dabei zu bedenken: Triebe man den russischen Präsidenten damit ungewollt zu weiteren Aktionen?

HELMUT MICHELIS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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