Berlin Überzählige Arztpraxen sollen aufgekauft werden

Berlin · In überversorgten Gebieten sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen Arztpraxen aufkaufen müssen, wenn der niedergelassene Mediziner in den Ruhestand geht. Dies fordert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Üblicherweise verkaufen Ärzte ihre Praxen mit Einrichtung und Patientendateien an einen Nachfolger. Um jedoch in überversorgten Gebieten die Zahl der Arztsitze zu reduzieren, sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen nun verstärkt solche Mediziner-Sitze aufkaufen.

Das neue Versorgungsgesetz sieht zwar die Möglichkeit des Aufkaufs vor, legt aber keinen Automatismus für überversorgte Gebiete fest. Dies will KBV-Chef Andreas Köhler ändern und dann im Einzelfall prüfen, ob eine Praxis nötig ist. Wenn die Praxis in einer Großstadt viele Patienten aus dem Umland versorge, sollte dies berücksichtigt werden. Das geplante Versorgungsgesetz wurde vor allem von den Kassen kritisiert, weil es zwar den Ärztemangel auf dem Land bekämpfe, nicht aber die Überversorgung in Ballungsräumen beseitige.

Zufrieden zeigten sich die Ärzte mit den Regelungen für eine bessere Patientenversorgung auf dem Land. Die sei "ausgesprochen vernünftig", sagte Ärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery. Mehr Mediziner sollen mit finanziellen Anreizen und dem Wegfall der Residenzpflicht dazu bewegt werden, auf dem Land zu praktizieren. Künftig kann ein Arzt also in Düsseldorf wohnen, seine Praxis aber im Bergischen Land betreiben. Die Ärzte bestreiten, dass die Reform, wie von den Krankenkassen behauptet, mehrere Milliarden Euro kosten werde. Nach ihren Berechnungen entstehen Mehrkosten von nicht mehr als 277 Millionen Euro.

(RP)
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