Altersbezüge „Rente mit 63“ bleibt ein Renner – Über 250.000 neue Bezieher allein im Jahr 2019

Berlin · Mehr Menschen als gedacht gehen jedes Jahr abschlagsfrei mit 63 Jahren in Rente – das war auch im vergangenen Jahr wieder so. Die Bundesregierung hatte bei der Einführung Mitte 2014 mit jährlich rund 200.000 Antragstellern gerechnet. Doch diese Zahl wurde auch 2019 um mehrere Zehntausend übertroffen, so dass auch die Kosten der Rente mit 63 höher sind als ursprünglich erwartet.

 Rentner haben Zeit zum Reisen (Archiv).

Rentner haben Zeit zum Reisen (Archiv).

Foto: dpa/Boris Roessler

Die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren ist nach wie vor ungemein beliebt: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl derer, die erstmals die abschlagsfreie Altersrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren bezogen, um rund 10.000 gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 253.492 Versicherte an. Das geht aus Zahlen der Deutschen Rentenversicherung hervor, die unserer Redaktion exklusiv vorliegen.

Demnach gingen 137.487 Männer und 116.005 Frauen im vergangenen Jahr vorzeitig in Rente, ohne dabei Abschläge von ihrer Altersrente hinnehmen zu müssen. Im Jahr zuvor waren es 243.719 Versicherte (132.589 Männer und 111.130 Frauen).

Die Rente mit 63 war zum 1. Juli 2014 von der damaligen großen Koalition eingeführt worden. Sie war zunächst ein Projekt der Industriegewerkschaft Metall, das später in den Koalitionsverhandlungen von der SPD übernommen und durchgesetzt wurde. Sie ermöglicht besonders langjährig Versicherten, ohne Abschläge frühzeitig in Rente zu gehen. So sollte Härten in bestimmten Berufen entgegen gewirkt werden, die durch die schrittweise Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre entstehen.

Bei der Einführung hatte die Bundesregierung mit jährlich rund 200.000 Antragstellern gerechnet. Diese Zahl wurde in jedem vollen Jahr seit der Einführung jedoch deutlich um mehrere Zehntausend übertroffen, so dass auch die Kosten der Rente mit 63 höher sind als ursprünglich erwartet. Im Oktober 2019 hatte die Rentenversicherung erstmals monatliche Ausgaben von über zwei Milliarden Euro für diese Form der Altersrente gemeldet. 2014 hatte die Regierung die Ausgaben für die Rente mit 63 auf fünf Milliarden Euro geschätzt – allerdings pro Jahr. Ende November 2019 hatten bereits 1,34 Millionen Ältere die Rente mit 63 bezogen, bis heute dürfte ihre Zahl auf rund 1,5 Millionen angestiegen sein.

 Männer, die nach 45 Versicherungsjahren 2019 vorzeitig in Rente gingen, erhielten im Westen monatliche Altersbezüge von 1557 Euro (2018: 1500 Euro), wie die Rentenversicherung mitteilte. Bei Frauen lag die Rentenhöhe bei 1142 Euro (2018: 1.086 Euro). Im Osten waren es 1.262 Euro für Männer (2018: 1.209 Euro) und 1.204 Euro für Frauen (2018: 1.122 Euro).

2019 war bereits das erste Jahr, in dem das Renteneintrittsalter näher am 64. als am 63. Geburtstag lag. Denn wie die Regelaltersgrenze steigt auch die Altersgrenze für die abschlagsfreie Rente für besonders langjährig Versicherte in zwei Monatsschritten stetig an. Der Jahrgang 1956 konnte im vergangenen Jahr erst mit 63 Jahren und acht Monaten in Rente gehen. 2020 verschiebt sich diese Grenze auf 63 Jahre und zehn Monate. 2021 liegt sie für Jahrgänge ab 1958 bei 64 Jahren. Für alle Jahrgänge ab 1964 wird die ursprüngliche „Rente mit 63“ dann zur „Rente mit 65“.

 Zu den anrechenbaren Versicherungsjahren gehören neben reinen Beitragszeiten als Arbeitnehmer auch die Erziehung eines Kindes bis zum zehnten Lebensjahr, ein freiwilliges soziales Jahr, Zeiten der nicht-erwerbsmäßigen Pflege eines Angehörigen, Minijobs mit Beitragszahlung und Lebensabschnitte, in denen Kurzarbeiter-, Schlechtwetter- oder Insolvenzgeld bezogen wurden. Auch wer sich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert hat, kann von der Rente mit 63 profitieren, wenn er mindestens 18 Jahre Pflichtbeiträge gezahlt hat.

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