Twitter besiegt Erdogan

Mit dem Verbot des Kurznachrichtendienstes Twitter hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan einen politischen Offenbarungseid geleistet. Es zeigt, dass der 60-jährige nicht mehr weiß, wie er sich vor den anhaltenden Korruptionsvorwürfen retten kann. Statt Stärke zu zeigen, wie er es eigentlich vorhatte, steht Erdogan als dünnhäutiger Autokrat da, der von der Macht des Internets und dem Selbstbewusstsein der eigenen Bevölkerung gedemütigt wird. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit hat Erdogan sich selbst demontiert. Selbst wenn er die Kommunalwahlen am 30. März noch gewinnen kann, wird es immer unwahrscheinlicher, dass er im August seinen Traum vom Präsidentenamt verwirklichen wird.

In Erdogans AKP-Partei rumort es. Einigen von Erdogans Ministern war es ganz offenbar sehr unangenehm, das Twitter-Verbot in der Öffentlichkeit rechtfertigen zu müssen. Auch auf der internationalen Bühne hat sich der Ministerpräsident lächerlich gemacht. Es ist unwahrscheinlich, dass er sich von diesem Schlag je wieder ganz erholen kann.

(RP)
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