Persönlich Can Dündar . . . wird für seinen Mut ausgezeichnet

Zwei Mal lebenslänglich, wegen Spionage und Verrats von Staatsgeheimnissen, verlangte die Anklage für den türkischen Journalisten Can Dündar Ende 2015. Auslöser war die Berichterstattung der Zeitung "Cumhuriyet" über Schmuggel türkischer Waffen an syrische Rebellen. Nicht nur Dündar als Chefredakteur wurde der Prozess gemacht, auch Erdem Gül, Leiter des Hauptstadtbüros, stand vor Gericht. Angezeigt worden waren sie von Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich.

Zwar räumte der 55-jährige Dündar seinen Posten als Chefredakteur Mitte August, seine Zeitung "Cumhuriyet" wurde nun aber für "furchtlosen investigativen Journalismus" im Angesicht von "Unterdrückung, Zensur, Inhaftierung und Todesdrohungen" mit dem alternativen Nobelpreis geehrt. Dieser wird von der Stiftung Right Livelihood Award Foundation vergeben und durch Spenden finanziert. Die Mitarbeiter von "Cumhuriyet" hätten "immense persönliche Risiken wie Attentate und Haft in Kauf genommen", so die Stiftung.

Während der Prozess lief, verbrachten Dündar und Gül drei Monate in Untersuchungshaft. Das türkische Verfassungsgericht beurteilte die Inhaftierung aber als unrechtmäßig - beide kamen frei. Erdogan tobte, drohte mit Konsequenzen. Im Mai dieses Jahres wurde Dündar zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er floh ins Ausland. Wohin, ist nicht bekannt. Um weiter für Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei zu kämpfen, hat der 55-Jährige während seiner Haft das Buch "Lebenslang für die Wahrheit" geschrieben - ein Bericht über das, was ihm widerfahren ist.

Zudem wurde Dündar erneut angeklagt: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mit der Bewegung des Predigers Gülen kooperiert zu haben, den die Regierung für den Putschversuch Mitte Juli verantwortlich macht. Und auch seine Frau wurde hineingezogen: Am Istanbuler Flughafen nahm man ihr den Pass ab. Sie kann die Türkei nicht mehr verlassen.

Saskia Nothofer

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort