Berichte als Lüge bezeichnet Türkische Streitkräfte dementieren Einmarsch in Nordirak

Ankara (rpo). Die türkischen Streitkräfte haben am Samstag Berichte dementiert, denen zufolge 1.000 Soldaten in den Norden des Iraks geschickt worden seien. Ein Sprecher des türkischen Generalstabs bezeichnete die Berichte als Lügen.

Aus Militärkreisen verlautete am Freitag, die Soldaten sollten die bereits in Nordirak stationierten Truppen verstärken.

Ein türkischer Militärangehöriger erklärte am Freitag, die türkischen Soldaten seien in Schützenpanzern vom Typ M-113 von der Grenzstadt Cukurca aus in den Norden des Nachbarlandes eingerückt. Die Stärke der türkischen Truppen in Nordirak wurde auf mehrere tausend Soldaten geschätzt. Unterstützt von mehreren Dutzend Panzern verfolgen die türkischen Einheiten in der Region kurdische Guerillakämpfer.

Der türkische Außenminister Abdullah Gül erklärte, die Türkei sei entschlossen, ihre Truppen über die Grenze zu schicken, um einen eventuellen Flüchtlingsansturm zu kontrollieren und jeden Versuch irakischer Kurden zu unterbinden, sich von Irak abzuspalten. US-Außenminister Colin Powell hatte zuvor betont, die USA sähen "keine Notwendigkeit für irgendeinen türkischen Vormarsch nach Nordirak".

Luftkorridore für die USA

Die Türkei hatte am Abend nach monatelangen Verhandlungen ihren Luftraum für US-Angriffe gegen Irak freigegeben. Wie die Streitkräfte mitteilten, sollen den Amerikanern zwei Luftkorridore zur Verfügung stehen. Die Flüge über die Türkei würden sofort aufgenommen, berichtete der Fernsehsender CNN-Turk. Bereits am Donnerstag hatte das türkische Parlament den USA die Nutzung des Luftraums gestattet. Die Öffnung verzögerte sich aber. Ankara bestand nach Angaben aus Verhandlungskreisen darauf, dass Washington im Gegenzug dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordirak zustimmte.

"Wird die Türkei zur Kriegspartei, dann ändert sich auch für uns die Lage", sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer. Das Sicherheitskabinett habe die Lage in Nordirak intensiv beraten. Derzeit habe die Regierung aber keine Erkenntnisse, dass die Türkei mit weiteren Soldaten nach Irak einmarschiert sei, sagte Fischer. Seit geraumer Zeit befänden sich türkische Truppen im türkisch-irakischen Grenzstreifen. Eine Änderung der Lage sei derzeit nicht zu erkennen. Sollte sich dies ändern, würden die deutschen Soldaten abgezogen. "Wir werden uns an einem Krieg nicht beteiligen", sagte der Außenminister.

Geheimdienst: Sehen keine militärische Intervention der Türkei

Deutsche Geheimdienste haben bislang keine Anhaltspunkte für ein militärisches Eingreifen der Türkei in den Irak-Krieg. "Wir sehen keine Militärintervention der Türkei", hieß es am Samstag bei Sicherheitsexperten in Berlin. Es gebe zwar Truppenbewegungen des türkischen Militärs, es handele sich aber vermutlich um "Personalaustausch". Die Militäroperationen seien räumlich nicht ausgedehnt worden.

Nach Erkenntnissen der Geheimdienste hat die Türkei seit Anfang des Jahres im Nordirak rund 4000 Soldaten in einem schmalen Grenzstreifen stationiert. Es soll sich dabei um dem Bundesgrenzschutz vergleichbare "Gendarmerie-Bataillone" handeln.

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