La Malbaie Trump will beim G 7-Gipfel hart bleiben

La Malbaie · Der Handelstreit der USA mit der EU wird das Treffen der Industrienationen in Kanada dominieren.

Vor dem Gipfel der sieben großen Industrienationen in Kanada heute und morgen stehen die Zeichen auf Konfrontation. Der Streit der Europäer mit US-Präsident Donald Trump über Handel, seinen Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran und dem Klimaschutz überschatten das Treffen der Staats- und Regierungschefs im kanadischen La Malbaie nahe Québec. Ob es überhaupt wie üblich eine gemeinsame Abschlusserklärung geben kann, ist völlig offen. Das wäre eine Abkehr von dem Ziel, gemeinsam als Wertegemeinschaft globale Lösungen zu finden.

Trump zeigte sich angriffslustig. Er wolle auf dem Gipfel in Handelsfragen "für unser Land kämpfen", ließ der US-Präsident gestern auf Twitter wissen. Aus seiner Umgebung hieß es aber, er habe sogar noch über eine Absage des Gipfels nachgedacht. Er wolle sich von den anderen Teilnehmern nicht belehren lassen; er sei wütend auf Gastgeber Justin Trudeau, Kanzlerin Angela Merkel und die britische Premierministerin Theresa May, weil diese sich seinen Forderungen vor allem beim Handel zu stark widersetzten.

Nach offiziellen Angaben des Weißen Hauses will Trump heute in La Malbaie mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Trudeau zu wichtigen bilateralen Gesprächen zusammenkommen. Ein solches Treffen mit Kanzlerin Merkel ist bislang nicht geplant.

Vor dem Gipfel forderte Merkel die Europäer zu Einheit und Entschlossenheit auf, um im globalen Gefüge nicht zerrieben zu werden. "Wenn Europa ein globaler Akteur sein will, dann muss es sich auch wie ein globaler Akteur verhalten", sagte die Kanzlerin in einer Grundsatzrede in München. Das erfordere Mühe, Mut und Entschlossenheit - "und kostet auch Geld". Merkel forderte tiefgreifende Reformen - nicht nur der Außen-, Flüchtlings- und Wirtschaftspolitik, sondern auch in europäischen Institutionen.

Vor dem Treffen ließen die USA keine Flexibilität erkennen. Der Wirtschaftsberater im Weißen Haus, Larry Kudlow, hält Trumps Zollpolitik sogar für einen der größten Reformprozesse im Welthandel der jüngeren Geschichte: "Das Welthandelssystem ist kaputt", sagte er in Washington. Die USA versuchten es zu reparieren, andere Länder hielten sich nicht an die Regeln.

Bei dem Treffen der G 7-Gruppe, zu der auch Italien und Japan gehören, soll es nach dem Wunsch des kanadischen Gastgebers auch um Gleichberechtigung, mehr Bildung für Frauen und Mädchen, Wirtschaftswachstum, Jobs in neuen Technologien und saubere Energien gehen. Auch Proteste werden erwartet, 10.000 Polizisten sind im Einsatz.

(dpa)
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