Berlins Regierender Bürgermeister unter Druck Trittin legt Wowereit Rücktritt nahe

Berlin · Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gerät wegen der Flughafen-Blamage unter Druck. Die Grünen weisen ihm die Schuld für die verzögerte Eröffnung des Airports "Willy Brandt" zu.

Den gewaltigen Schaden für die Wirtschaftsregion Berlin durch die verzögerte Eröffnung des neuen Großflughafens hat nach Ansicht der Grünen Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zu verantworten. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin legte dem SPD-Mann den Rücktritt nahe. "Für die erneute Terminverschiebung der Flughafeneröffnung trägt er die politische Verantwortung. Wenn es jemanden gibt, der deswegen um sein Amt fürchten muss, dann ist es der Regierende Bruchpilot Klaus Wowereit", sagte Trittin unserer Zeitung.

Überraschend hatte die Flughafengesellschaft am Dienstag bekannt gegeben, dass der ursprünglich geplante Eröffnungstermin, 3. Juni, nicht gehalten werden kann. Als Grund gaben die Verantwortlichen Probleme beim Brandschutz an. Demnach funktionieren die Steuerung von Rauchabzug, Sprinkleranlage und Türschließungen nicht fehlerfrei. Der TÜV verweigert bislang die Abnahme des Brandschutzes. Flughafenchef Rainer Schwarz wehrte sich gegen den Vorwurf, dass noch andere Mängel zur verzögerten Eröffnung des Flughafens geführt hätten.

"Klaus Wowereit sitzt im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft und will angeblich nicht mitbekommen haben, dass es seit Wochen einen Briefverkehr zwischen Bauaufsicht und Flughafengesellschaft darüber gibt, dass die Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten werden", sagte Trittin. Wenn dies stimme, dann müsse er seinen Sitz im Aufsichtsrat räumen. "Ich glaube aber nicht, dass er das nicht mitbekommen hat. Es ist offensichtlich der Bevölkerung verheimlicht worden, dass man den Eröffnungstermin nicht einhalten kann", kritisierte Trittin.

Flughafenchef Schwarz will Anfang nächster Woche den neuen Eröffnungstermin bekanntgeben. Die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Wowereit und Matthias Platzeck (SPD), dringen auf ein möglichst frühes Datum. Das könnte im August liegen. Air Berlin als wichtigster Kunde setzt hingegen auf Planungssicherheit. Hartmut Mehdorn, Chef von Air Berlin, sprach sich dafür aus, erst nach Ablauf des Sommerflugplans, also frühestens Anfang November, zum neuen Großflughafen zu wechseln.

Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Rainer Bomba sagte dem Verkehrsausschuss des Bundestages, es werde an einem neuen Termin keine große Eröffnungsfeier mehr geben. "Wenn man 40 000 Leute einmal auslädt, lädt man sie nicht wieder ein."

Die Folgen des Verzugs beim neuen Großflughafen sind immens: Allein Lufthansa muss bis zu einer Million Passagiere auf den alten Flughafen Tegel umleiten. Die Passagiere sollen per Telefon, E-Mail oder SMS informiert werden, teilte die Fluglinie mit.

Wie hoch der finanzielle Schaden durch die verzögerte Eröffnung insgesamt ist, konnte gestern noch niemand beziffern. Abgesehen von den Fluglinien haben nun auch 150 Läden und Restaurants das Nachsehen, die eigentlich am 3. Juni öffnen sollten. Dass der Starttermin so kurzfristig verschoben wurde, sei eine "unglaubliche Zumutung", sagte ein Sprecher der Händler.

(RP/jh-)
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