Köln Tom Buhrow neuer WDR-Intendant

Köln · Der Westdeutsche Rundfunk setzt wieder auf einen Journalisten als Intendant des größten ARD-Senders.

Der WDR bekommt einen neuen Chef: den "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow. Noch steht nicht fest, wann er in Köln antritt. Er werde sicher zunächst noch eine Woche in die Moderation der "Tagesthemen" zurückkehren. "Ich muss ja wenigstens eine Abschiedsrunde drehen dürfen", sagte Buhrow. Für seine Nachfolge bei den "Tagesthemen" wolle er als WDR-Intendant das Vorschlagsrecht in Anspruch nehmen.

Die Entscheidung für Buhrow sei mit "breiter Mehrheit" und nicht nach parteipolitischen Erwägungen gefallen, sagte die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi. Mit 41 von 47 Stimmen der anwesenden Rundfunkratsmitglieder fiel die Wahl Buhrows eindeutig aus, der "Tagesthemen"-Moderator setzte sich gleich im ersten Wahlgang gegen seine beiden Mitbewerber Jan Metzger (Intendant von Radio Bremen, vier Stimmen) und Stefan Kürten (Direktor der Europäischen Rundfunkunion, zwei Stimmen) durch.

Buhrow ist nach Friedrich Nowottny (von 1985 bis 1995) und Fritz Pleitgen (von 1995 bis 2007) der dritte WDR-Chef, der sich zuvor vor allem als TV-Journalist in der ARD profiliert hat. Die Wahl eines neuen Intendanten war nach dem überraschenden Ausscheiden von Monika Piel (62) nötig geworden, die sich noch vor einem Jahr bis 2019 hatte wiederwählen lassen. Im Januar hatte sie überraschend ihren Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen erklärt. Kritiker lasteten ihr unter anderem den gescheiterten Umbau des ARD-Vorabends mit Thomas Gottschalk an; ein von ihr noch für dieses Jahr angekündigter gemeinsamer Jugendkanal mit dem ZDF ist vorerst gescheitert.

Ihrem Nachfolger hat Monika Piel einen Sender im Umbruch hinterlassen. Der WDR mit seinen rund 4000 Mitarbeitern muss dringend sparen. Trotz eines Jahresbudgets von rund 1,4 Milliarden Euro fehlen 55 Millionen im aktuellen Betriebshaushalt. Sie müssen aus Rücklagen finanziert werden. In der Ära Piel hat der Sender nach Ansicht seiner Kritiker innerhalb der ARD an Profil verloren. Buhrow erklärte, der WDR spiele innerhalb der ARD noch immer eine starke Rolle. Innerhalb des WDR, als dessen größte Herausforderung er das Internet bezeichnete, wolle er die Experimentierfreude stärken. Mitarbeiter sollten ruhig Fehler machen: "Nicht zu viele, aber es darf keine Angstkultur geben."

Mit Buhrow werden innerhalb weniger Monate vier von fünf Chefposten sowie die Kommunikationsleitung des Senders neu besetzt worden sein. Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff (60) und Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz (64) scheiden im April 2014 aus.

Leitartikel Seite A 2

(RP)
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