Nachruf Winnie Mandela Tod einer umstrittenen Freiheitskämpferin

Sie gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten im Südafrika der Apartheid. Doch mehrere Skandale und Affären rüttelten an ihrem Ruhm.

Winnie Mandela, die Ex-Frau von Südafrikas Freiheitskämpfer Nelson Mandela, ist tot. Die Veteranin des Kampfes gegen die Apartheid in Südafrika starb im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit im Krankenhaus Netcare Milpark in Johannesburg, wie ihre Familie gestern mitteilte. "Sie widmete den größten Teil ihres Erwachsenenlebens dem Volk und war deshalb auch weithin als "Mutter der Nation" bekannt", hieß es in der Mitteilung. Winnie Mandela war seit Jahresbeginn mehrfach in einer Klinik behandelt und wieder entlassen worden, wie die Familie weiter mitteilte. Die genaue Todesursache wurde nicht genannt.

Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela selbst war bereits 2013 gestorben. Er hatte Südafrika als erster schwarzer Präsident von 1994 bis 1999 regiert.

Als Symbolfigur des Anti-Apartheid-Kampfes in Südafrika hatte die Tochter eines Lehrers mehr als vier Jahrzehnte lang Politik und Schlagzeilen gemacht. Sie war aber auch gleichsam wegen Skandalen und wegen ihres Auftretens umstritten.

Die studierte Sozialarbeiterin trat 1958 der Anti-Apartheidspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) bei und heiratete im selben Jahr den ANC-Aktivisten Nelson Mandela, der später zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Während ihr Mann im Gefängnis saß, wurde Winnie Mandela zunehmend politisch aktiv: Unter anderem führte sie beim Aufstand von Soweto 1976 eine Elternvereinigung an, wurde später Vorsitzende des ANC-Frauenflügels. Für ihren Einsatz gegen die Rassentrennung landete sie mehrmals hinter Gittern. Ende der 80er Jahre geriet Winnie Mandela in die Kritik, weil sie die Morde an mutmaßlichen Kollaborateuren mit dem Apartheid-Regime befürwortete. Das von ihr gegründete "Mandela United Football Team", dessen Mitglieder ihr als Leibwächter dienten, wurde verdächtigt, in Fälle von Entführung, Körperverletzung, Kindesmisshandlung, Vergewaltigung und Mord verwickelt zu sein. Sie wurde wegen Entführung und Beihilfe zu Körperverletzung verurteilt und verlor in den Jahren darauf ihre politischen Ämter.

1992 gab der inzwischen freigelassene Nelson Mandela nach 38 Jahren Ehe die Trennung von seiner Frau bekannt. 1993 gelang ihr ein überraschendes politisches Comeback. Sie wurde Parlamentsabgeordnete und noch einmal Vorsitzende der ANC-Frauenliga. 1994 wurde sie stellvertretende Kulturministerin im ersten demokratischen Kabinett des Landes, 1995 aber wegen Korruption und Amtsmissbrauchs aus der Regierung entlassen.

2003 verurteilte ein Gericht sie wegen Betrugs und Diebstahls zu fünf Jahren Haft. Sie soll Bankkredite von mehreren Zehntausend Euro erschlichen haben. (dpa/epd)

(RP)
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