Konsequenz nach Äußerungen über Auschwitz Thüringer Vertriebenenchef Latussek zurückgetreten

Erfurt (rpo). Wegen seiner verharmlosenden Äußerungen über die Opferzahlen in Auschwitz ist der thüringische Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV), Paul Latussek, zurückgetreten. Dies teilte sein Verband am Mittwoch in Erfurt mit. Gegen den 65-Jährigen ermittelt die Staatsanwaltschaft Erfurt wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

Der BdV-Bundesverband hatte Latussek erst vor einer Woche wegen verbandsschädigenden Verhaltens seines Amtes als Vizepräsident enthoben. Die thüringische Landesregierung hatte am Dienstag die Zuschüsse 2002 für den Landes-BdV in Höhe von 430.000 Mark vorerst eingefroren. Latussek hatte noch am Samstag erklärt, er wolle sein Amt bis zum Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ruhen lassen. Bis dahin werde sein Stellvertreter Alfons Wielke die Geschäfte übernehmen.

Diesen Schritt bezeichnete die Landesregierung als "nicht befriedigend". Ob Latussek wegen seiner Äußerungen zu Auschwitz strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werde, spiele dabei keine Rolle, sagte der Sprecher des Sozialministeriums, Thomas Schulz. Ministerpräsident Bernhard Vogel habe deutlich erklärt, wer Auschwitz leugne oder verharmlose, könne kein Partner der Landesregierung sein.

Latussek, der erst am 9. November in seinem Amt als Thüringer Landesvorsitzender des BdV bestätigt worden war, hatte auf dem damaligen Verbandstag in Arnstadt in einem Atemzug von "Lügen über Katyn und Jedwabne und die Aussagen über die Opfer in Auschwitz" gesprochen, die nicht zu halten seien. In Auschwitz habe es nicht sechs Millionen, sondern 930.000 Opfer gegeben, hatte Latussek gesagt.

Nach seiner Absetzung als Vizepräsident hatte er Bedauern darüber geäußert, dass seine "unbedachte" Wortwahl ungewollt Anlass zu "Missverständnissen" gegeben habe und sich bei den jüdischen Opfern dafür entschuldigt. Gleichzeitig betonte er aber, er habe nicht den Holocaust geleugnet oder Verbrechen relativieren wollen. Es gehe ihm um die geschichtliche Wahrheit. Inhaltlich seien seine Äußerungen nicht falsch gewesen, sagte Latussek.

(RPO Archiv)
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