19 Angeklagten droht lebenslange Haft Terror-Prozess in Griechenland

Athen (rpo). In Athen hat am Montag ein spektakulärer Terror-Prozess begonnen. Vor Gericht stehen 19 mutmaßliche Mitglieder der Untergrundorganisation 17. November.

Der Gruppe werden seit 1975 mehr als 100 Bombenanschläge, 23 Morde und eine Reihe bewaffneter Raubüberfälle vorgeworfen. Einige Taten sind jedoch bereits verjährt. Trotzdem droht allen Angeklagten bei einer Verurteilung lebenslange Haft.

Mehr als 50 Polizisten bewachten den Gerichtssaal in einem Hochsicherheitsgefängnis in der griechischen Hauptstadt. Die Angeklagten saßen hinter schusssicherem Glas. Unter ihnen war auch der mutmaßliche Anführer der Gruppe, Alexandros Giotopoulos, dem fast 1.000 Vergehen vorgeworfen werden. Er hat seine Unschuld beteuert. Es wurde erwartet, dass das Verfahren mehrere Monate dauert. Die Anklage will 333 Zeugen aufrufen, die Verteidigung 70.

Die Organisation 17. November soll Anschläge auf Diplomaten aus Großbritannien und der Türkei, auf vier amerikanische Staatsbürger, Richter, Unternehmer und griechische Politiker verübt haben. Ihr letztes Opfer war nach Angaben der Ermittler ein britischer Attaché im Juni 2000. In ihren Manifesten, die von den griechischen Medien verbreitet wurden, wandte sich die Gruppe gegen die mutmaßliche Einmischung der Vereinigten Staaten in die Angelegenheiten Griechenlands, die Beschränkung der griechischen Unabhängigkeit durch die Mitgliedschaft in EU und NATO sowie die Globalisierung.

Nach Gründung des 17. Novembers konnten die Behörden zunächst jahrzehntelang keine Erfolge im Kampf gegen die Gruppe melden. Erst ein fehlgeschlagener Bombenanschlag im Juni 2002 führte zu einer Reihe von Festnahmen. Einige der Hauptverdächtigen haben in Briefen an Athener Zeitungen ihre Schuld eingestanden. Sie erklärten jedoch, ihre Verbrechen seien politisch motiviert. Außerdem seien ihre Rechte in der Untersuchungshaft verletzt worden. "Unsere Verurteilung ist schon beschlossen", schrieb ein mutmaßlicher Anführer der Organisation, Dimitris Koufodinas, am Sonntag in der Zeitung "Eleftherotypia".

Einige Anwälte und die Journalistengewerkschaft kritisierten die Regeln der Berichterstattung im Gerichtssaal. So wurden Kameras und Audiorekorder untersagt, der Empfang der Mobiltelefone wurde im Gerichtssaal gestört. Ein Regierungssprecher versicherte jedoch, über den Prozess werden umfassend berichtet werden.

Die Gruppe 17. November nennt sich nach dem Datum des Studenten- und Arbeiteraufstandes gegen die Militärjunta am Athener Polytechnikum im Herbst 1973.

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