Tennisstar wieder frei Alle lieben Boris – warum nur?

Meinung · Seine Haft wegen Isolvenzbetrugs hat Boris Becker hinter sich. Die Vermarktung seines Falls hat begonnen. Warum interessiert uns das eigentlich noch?

 Nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur PA ist der ehemalige Tennisprofi Boris Becker wieder auf freiem Fuß.

Nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur PA ist der ehemalige Tennisprofi Boris Becker wieder auf freiem Fuß.

Foto: dpa/Tayfun Salci

Nun ist Boris Becker also wieder frei. Nach sieben Monaten in einem britischen Gefängnis kehrt der frühere Tennisstar als Abgeschobener in seine Heimat Deutschland zurück. Derweil hat die Vermarktung seines Falls begonnen. Bald wird es exklusive Interviews, reuige „Doku“-Serien und Bücher geben. Wir werden Becker weinen, bereuen, beteuern sehen und Zeugen seines Neubeginns werden.

Tatsächlich interessieren sich noch immer viele für das Schicksal des Tenniswunderkindes, das mit seinem Talent, seinen 17 Jahren, seiner ungestümen Leidenschaft einst Wimbledon und die Tenniswelt eroberte. Bum-Bum-Boris, das war immer die Geschichte des unbedarften Jungen aus der deutschen Provinz, der in eine snobbistische Welt einbrach, sich für jeden Punkt in den roten Staub warf und aus dem elitären Tennis einen Volkssport machte.

Nationen brauchen Mythen, heißt es. In der heldenskeptischen Bundesrepublik war Boris Becker ein unverdächtiger Held auf dem grünen Rasen Wimbledons, mit dem sich Sportbegeisterte identifizieren konnten. Und der Rest des Landes auch.

Das dürfte wohl ein Grund dafür sein, dass Becker trotz aller Misserfolge und Wechselfälle im späteren Leben weit weniger Häme entgegenschlägt als anderen Promis, die nach finanziellen Tricksereien mit der Justiz in Konflikt gerieten, Uli Hoeneß etwa oder zuletzt Alfons Schuhbeck.

Bei Becker lässt sich verfolgen, was geschieht, wenn einer zu früh so viel Erfolg hat, dass ihm keine Zeit zur Reifung bleibt. Dann bestimmen Berater und PR-Manager das Leben, Vermögen versickern, Ehen scheitern, Affären werden öffentlich. Bei all dem erschien das Bobbele immer wie ein großer Junge, der ungeschickt in Fallen tappt. Ein Peter Pan vom Tennisplatz, ein Heimatloser in der großen, großen Welt.

Nun zwingt ihn sein Insolvenzbetrug zur Rückkehr in die Heimat. Was das wirklich für ihn bedeutet, wird die Öffentlichkeit nicht erfahren. Aber sicher jede Menge Geschichten von der Rückkehr des verlorenen Sohnes. Und das kurz vor Weihnachten. Drehbuchreif. Ein Film dürfte folgen.

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