Nachama für Zivilcourage Tausende bei Aktionstag gegen Rassismus

Berlin (dpa). Mehrere tausend Menschen haben am Sonntag in Berlin beim "Tag gegen Rassismus und Neonazismus" gegen rechte Gewalt demonstriert. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, forderte mehr Zivilcourage von der Bevölkerung.

"Der Skandal fängt nicht in den Rathäusern an, sondern im Privaten", sagte er bei seiner Auftaktrede vor dem Roten Rathaus. Wenn jemand im Hausflur von einem Nachbarn angepöbelt werde, gelte es, die Tür aufzumachen und zu helfen. Der Politik warf Nachama vor, "die unakzeptabelen Zustände schön zu reden".

Der seit 1990 jährlich organisierte Aktionstag zählt nach Angaben der Veranstalter zu den größten antifaschistischen Veranstaltungen in der Hauptstadt. Neben Ansprachen und Diskussionen gab es ein umfangreiches Musikprogramm. An mehr als 100 Infoständen präsentierten sich Parteien, Gewerkschaften, Zeitungen und linke Organisationen. Einige von ihnen verteilten Trauerflore, um des 28- jährigen Mongolen zu gedenken, der Ende vergangenen Monats bei der Flucht vor seiner drohenden Abschiebung in Berlin ums Leben kam.

Teilnehmer einer Podiumsdiskussion bewerteten ein mögliches Verbot der rechtsextremen NPD kritisch. Jupp Legrand vom Bundesvorstand der IG Metall sagte, er befürworte diese Maßnahme. Er befürchte aber den Eindruck, dass das Problem des Rechtsextremismus durch ein Parteienverbot gelöst sei. Wichtiger sei es, gegen Gewalttäter die bestehenden Gesetze konsequent anzuwenden und gegenlenkende Initiativen finanziell stärker zu unterstützen.

Am Vormittag gedachten nach Polizeiangaben im Sportpark Neukölln etwa 50 Personen am Grab des von den Nationalsozialisten hingerichteten Widerstandskämpfers Werner Seelenbinder der Opfer des Faschismus. Für den Abend stand am Südportal des Reichstages die symbolische Errichtung eines Mahnmals für ermordete Sinti und Roma auf dem Programm. Schon zu DDR-Zeiten hatten antifaschistische Widerstandskämpfer und DDR-Politgrößen jährlich am zweiten September der Opfer des Nationalfaschismus gedacht.

(RPO Archiv)
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