Kabul Taliban verüben Anschlag auf Abgeordnete in Kabul

Kabul · Die Wucht der Explosionen war so gewaltig, dass die Fensterscheiben zerbarsten und der Boden bebte. Binnen Sekunden erfüllte Rauch den Sitzungssaal, in Angst drängten Abgeordnete zu den Türen. Andere Konfliktländer haben Afghanistan in letzter Zeit aus den Schlagzeilen verdrängt. Doch nun haben die Taliban den südasiatischen Staat zurück in die Nachrichten gebombt. Gestern attackierten sie das Herz der Demokratie, das hochgesicherte Parlament in Kabul.

Der Zeitpunkt der Attacke war kein Zufall: Die Abgeordneten wollten gerade die Ernennung des neuen Verteidigungsministers Massoom Stanekzai billigen, als die Militanten angriffen. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich mit einer Autobombe vor dem Eingang in die Luft, während sieben weitere Attentäter versuchten, das Parlament zu stürmen. Als die Polizei sie zurückschlug, verschanzten sie sich in einem Nebengebäude. Erst nach fast zwei Stunden konnte die Polizei alle Angreifer töten. Fünf Zivilisten, darunter ein Kind, kamen ums Leben. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.

Der Angriff am helllichten Tage auf das Parlamentsgebäude zeigt, wie brisant die Lage ist. Seit die Nato Ende 2014 die meisten Soldaten abgezogen hat, nehmen Kämpfe und Anschläge zu. Vor allem in der Provinz Kundus, dem früheren Standort der Bundeswehr, ringen Taliban und Regierung um die Oberhand. Selbst in der lange als relativ sicher geltenden Hauptstadt Kabul reißen die Terroranschläge nicht ab.

(möll)
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