Islamabad Taliban befreien 250 Gefangene

Islamabad · Pakistans Regierung bekommt den Terror im eigenen Land nicht in den Griff.

Die Präsidentenwahlen in Pakistan sind von einem Angriff der Taliban überschattet worden: Kämpfer befreiten im Norden des Landes mehr als 250 Gefangene, darunter 40 Kämpfer. Zwölf Menschen kamen ums Leben, sechs davon waren Polizisten. Augenzeugen zufolge begann die Attacke in der Nacht zu gestern mit mehreren Explosionen. Etwa 100 als Polizisten verkleidete Taliban sollen zunächst die Stromleitungen gekappt und anschließend das Gefängnis mit Raketenwerfern und Maschinengewehren beschossen haben. Dabei hätten sie "Allah ist groß" und "Lange leben die Taliban" gerufen.

Die Befreiung ist ein schwerer Rückschlag für Pakistans Bemühungen, den Terror unter Kontrolle zu bringen. Die angespannte Sicherheitslage sowie die darniederliegende Wirtschaft sind die größten Probleme, mit denen Regierungschef Nawaz Sharif zu kämpfen hat. Dass ihm dabei der gestern neu gewählte Präsident eine große Hilfe sein dürfte, ist unwahrscheinlich: Analysten machen keinen Hehl daraus, dass sie Wahlsieger Mamnoon Hussain für ein politisches Leichtgewicht halten, einen treuen Gehilfen von Premier Sharif, welcher selbst keinen starken Mann neben sich duldet. Gerade diesem Umstand verdankt Hussain es, dass er zum zwölften Präsidenten des Atomstaates gewählt wurde. Der 73-jährige Geschäftsmann wird den Bhutto-Witwer Asif Ali Zardari ablösen, dessen Amtszeit im September endet und der nicht erneut antrat.

Treu ergeben stand Hussain zum heutigen Premier und Chef der konservativen Muslimliga PML-N, als dieser von 1999 bis 2007 im Exil weilte. Bei den Wahlen im Mai 2013 war Sharif mit seiner PML-N im Triumphzug an die Macht zurückgekehrt. Hussains Wahl vollendet den ersten demokratischen Regierungswechsel in der 66-jährigen Geschichte Pakistans, das fast die Hälfte seiner Zeit vom Militär regiert wurde.

(möll)
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