Syrische Armee stürmt Grenzstadt

Damaskus (RP) Syrische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Augenzeugen eine Stadt an der Grenze zur Türkei gestürmt, deren Bewohner Flüchtlinge mit Lebensmitteln versorgt haben. Die Soldaten hätten in Bdama Häuser niedergebrannt und Dutzende Menschen festgenommen, hieß es.

Bdama liegt im Nordwesten Syriens, etwa zwei Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt und in der Nähe der Stadt Dschisr al Schughur, die die Regierungssoldaten am Sonntag vor einer Woche wieder unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Nach Angaben von Menschenrechtlern sind bei den Protesten seit März mindestens 1300 Zivilisten getötet und 10 000 Menschen verhaftet worden. Mehr als 10 000 Syrer sind vor dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte in die Türkei geflohen.

Weitere Tausende Flüchtlinge haben inzwischen ihr Lager auf der syrischen Seite der Grenze aufgeschlagen. Sie versorgten sich bislang aus der nächstgelegenen Stadt. "Die Bewohner von Bdama trauen sich nicht, den Flüchtlingen Brot zu bringen. Gleichzeitig haben die Flüchtlinge Angst, verhaftet zu werden, wenn sie auf der Suche nach Essen nach Bdama gehen", erklärte ein Mitarbeiter einer Menschenrechtsgruppe. Ein weiterer Zeuge berichtete, die Soldaten hätten Felder mit Ernte abgebrannt.

Die Bundesregierung setzt weiterhin darauf, mit Sanktionen den syrischen Präsidenten Baschar al Assad zu einem Ende der Gewalt zu bewegen. "Syrien braucht endlich glaubwürdige Reformen", sagte Außenminister Guido Westerwelle der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Westerwelle verteidigte zugleich den bisherigen Kurs der Bundesregierung gegenüber Damaskus: "Mit Sanktionen der EU und unserer Partner gegen Präsident Assad und sein Regime haben wir ein unmissverständliches Signal gesandt."

Das Londoner Außenministerium forderte alle Briten in Syrien zum sofortigen Verlassen des Landes auf. Alle britischen Staatsbürger sollten über reguläre Wege ausreisen, so lange dies noch möglich sei, hieß es in einer Mitteilung auf der Internetseite der Botschaft in Damaskus. Im Falle eines "noch weiter reichenden Zusammenbruchs von Recht und Ordnung" sei es sehr unwahrscheinlich, dass die diplomatische Vertretung die gewöhnlichen konsularischen Dienste weiter leisten könne, hieß es.

Zugleich löst der Aufstand in Syrien inzwischen auch Unruhen im benachbarten, ohnehin instabilen Libanon aus: Dort lieferten sich am Wochenende im Norden des Landes Gegner und Anhänger Assads Feuergefechte, bei denen bis zu sieben Menschen starben.

(RP)
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