Syrien stoppt Angriffe auf Rebellen

Damaskus (RP) Kurz vor Ankunft der Beobachter der Arabischen Liga haben die syrischen Regierungstruppen ihre Angriffe auf die Rebellenhochburg Homs eingestellt. Der Granatenbeschuss sei ausgesetzt worden, die Panzer würden abgezogen, sagte der Oppositionelle Mohammed Saleh. Die in London ansässige Menschenrechtsorganisation Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, die Fahrzeuge der Streitkräfte seien lediglich in Kasernen verlegt worden, "von wo sie innerhalb von fünf Minuten wieder eingesetzt werden können".

Die Delegation der Arabischen Liga traf gestern Mittag in der Protesthochburg ein, wo allein zu Wochenbeginn nach Angaben der Opposition 34 Menschen von Regierungstruppen getötet worden waren. Dabei sollen die Soldaten auch Panzer eingesetzt haben.

Die Regierungsgegner nutzten den Rückzug zu einer spontanen Großdemonstration. "Das Volk will den Sturz des Präsidenten", riefen die Menschen. Im Stadtteil Khaldiya versammelten sich nach Angaben der Beobachtungsstelle bis zu 70 000 Oppositionelle.

Die Beobachter der Arabischen Liga sollen sich ein Bild der Lage vor Ort verschaffen. Da die syrische Führung unter Präsident Baschar al Assad die meisten ausländischen Journalisten des Landes verwiesen hat, lassen sich Angaben rund um die Proteste und das gewaltsame Vorgehen der Regierungskräfte kaum unabhängig überprüfen. Bis Ende Januar sollen die 150 Experten der Liga im Land bleiben und den Abzug der Armee aus den Städten überwachen. Ehrgeiziges Ziel der Mission ist es, das Blutvergießen zu beenden, das während des "Arabischen Frühlings" seinen Anfang nahm. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden bislang mehr als 5000 Syrer getötet. Zudem sieht der Friedensplan die Freilassung von Gefangenen und die Aufnahme von Gesprächen mit der Opposition vor.

Die Staatsführung hat erklärt, sie gehe gegen islamistische Terroristen vor, die aus dem Ausland gesteuert würden. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass der auch international zunehmend isolierte Staatschef das Abkommen umsetzt. Der Beobachter-Einsatz ist nicht unumstritten. Viele Assad-Gegner fürchten, dass er von der syrischen Führung genutzt werden könnte, um sich nach außen hin als respektabel und aufrichtig zu gebärden – während in Wirklichkeit die gewaltsame Niederschlagung der Proteste fortgesetzt wird.

(RP)
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