Damaskus Syrien erlaubt Untersuchung des Giftgas-Angriffs

Damaskus · Die UN-Inspektoren beginnen heute mit ihrer Arbeit. US-Präsident Obama erwägt einen Militärschlag.

Die syrische Regierung erlaubt vier Tage nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff nun doch eine Untersuchung durch die Vereinten Nationen. Die Inspektoren erhielten Zugang zu dem Vorort von Damaskus, wo am Mittwoch das Nervengas eingesetzt worden sein soll, teilte das syrische Außenministerium gestern im Staatsfernsehen mit.

Beim wohl schlimmsten Giftgasangriff seit Jahrzehnten kamen am Mittwoch nach Angaben der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" mindestens 355 Menschen ums Leben. Binnen drei Stunden seien 3600 Menschen mit Symptomen einer Nervengas-Vergiftung in Krankenhäuser eingeliefert worden, teilte die Organisation mit. Die syrischen Rebellen sprechen von 500 bis mehr als 1000 Toten.

Kurz zuvor warnten die Regierungen in Damaskus und in Teheran vor einem regionalen Flächenbrand, wenn die USA militärisch in den Bürgerkrieg eingreifen würden. Die Vereinigten Staaten sind nach Angaben von Verteidigungsminister Chuck Hagel auf ein Eingreifen vorbereitet, sollte sich Präsident Barack Obama dafür entscheiden. Er traf sich am Wochenende mit seinen Sicherheitsberatern, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Das von dem Schweden Ake Sellström geleitete Inspektorenteam hält sich bereits seit einigen Tagen in Damaskus auf, erhielt bisher aber keinen Zugang zu den entscheidenden Orten. Bisher wehrte sich die syrische Regierung gegen eine Prüfung des jüngsten Chemiewaffeneinsatzes durch UN-Experten. Sie erlaubte ihnen lediglich den Zugang zu drei anderen Orten, wo ebenfalls Gas eingesetzt worden sein soll.

Nach Angaben der UN wollten die Inspektoren bereits heute mit ihren Untersuchungen beginnen. Eine Entscheidung von Obama, ob die USA sich militärisch in den Konflikt einschalten, steht noch aus. In der Vergangenheit hatte er Giftgasangriffe aber als "rote Linie" bezeichnet. Obama und der britische Premierminister David Cameron sähen wachsende Anzeichen dafür, dass die Regierung in Damaskus für den Angriff verantwortlich sei, teilte Camerons Sprecher mit.

(RP)
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