Berlin/Lausanne Berlin verspricht Syrern 255 Millionen

Berlin/Lausanne · Sieben Millionen Kinder können nicht mehr zur Schule. Die Hilfe geht vor allem an die Nachbarstaaten.

Die Bundesregierung will die Hilfe für Syrien bei der dritten Geberkonferenz in Kuwait um 255 Millionen Euro aufstocken. Das kündigten Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) an. "Es ist unsere Verantwortung, die Menschen nicht alleinzulassen, die nun schon im fünften Jahr unter den Folgen des grausamen Syrien-Konflikts leiden", sagte Steinmeier am Rande der Iran-Atomverhandlungen in Lausanne. Fast zwölf Millionen Menschen seien im Land und in der Region auf der Flucht. Mehr als sieben Millionen Kindern bleibe das Recht auf Bildung versagt.

Seit Beginn des Konflikts in Syrien wurden nach EU-Angaben mehr als 11,5 Millionen Menschen gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Das Auswärtige Amt will weitere 100 Millionen Euro für humanitäre Hilfe geben. Das Entwicklungsministerium hatte zuvor bereits eine weitere Zusage von 155 Millionen Euro angekündigt. Deutschland unterstütze damit vor allem die Nachbarländer Syriens. Sie hätten insgesamt rund vier Millionen Flüchtlinge aufgenommen, vor allem der Libanon, Jordanien sowie Gemeinden im syrisch-türkischen Grenzgebiet.

Die dritte Geberkonferenz fand auf Einladung Kuwaits unter Vorsitz von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon statt. Eingeladen waren rund 80 Staaten und Nichtregierungsorganisationen. Die Regierungen sagten umgerechnet 3,5 Milliarden Euro zu, wie Ban erklärte. Das ist allerdings nicht einmal die Hälfte dessen, was die UN für nötig halten.

Die Kinderrechtsorganisation "Save the Children" forderte, die Hilfe für Kinder in den Fokus zu rücken. "Die Weltgemeinschaft darf die syrischen Kinder nicht alleinlassen, damit diese Generation nicht zu einer verlorenen Generation wird", forderte die Geschäftsführerin der Kinderhilfsorganisation in Deutschland, Kathrin Wieland.

Nach einem aktuellen Bericht der Kinderrechtsorganisation besuchen die Hälfte aller syrischen Flüchtlingskinder in den Nachbarländern und drei Millionen Kinder in Syrien keine Schule mehr. Nur noch knapp 50 Prozent der Kinder erhielten eine Grundschulbildung. In Gegenden wie Aleppo seien es nur etwa sechs Prozent. Während die Alphabetisierungsrate in Syrien vor Ausbruch des Konflikts bei 95 Prozent gelegen habe, sei die Einschulungsrate inzwischen eine der niedrigsten weltweit, teilte "Save the Children" mit.

Mindestens ein Viertel aller Schulen im Land sei beschädigt, zerstört oder von bewaffneten Gruppen besetzt. Die Kosten für den Wiederaufbau, die Wiederbeschaffung des Lehrmaterials und die Ausbildung neuer Lehrkräfte beliefen sich auf fast drei Milliarden Euro. Zudem warnt "Save the Children" vor langfristigen Folgen für die Wirtschaftsleistung des Landes.

(RP)
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