Stuttgart Stuttgarter Bischof verteidigt Beschneidung

Stuttgart · Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat Juden und Muslime zu Verfassungsklagen gegen das umstrittene Beschneidungsurteil des Kölner Landgerichts ermuntert. "Ein klärendes Wort eines obersten Gerichtes, des Bundesgerichtshofs oder des Bundesverfassungsgerichts, wäre hier das Allerbeste", sagte die FDP-Politikerin der "Augsburger Allgemeinen".

Rückendeckung bekamen die Befürworter des religiösen Zeremoniells auch vonseiten der katholischen Kirche: Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst sagte den jüdischen Gemeinden Unterstützung zu. Ein Verbot der Beschneidung von Jungen wäre ein "schwerer Eingriff in die Religionsfreiheit", schrieb Fürst in einem gestern in Stuttgart veröffentlichten Brief an den württembergischen Landesrabbiner Netanel Wurmser. Die Solidaritätsadresse ist auch an muslimische Repräsentanten gerichtet. Die Beschneidung von Jungen stelle im Judentum eine religiöse Pflicht dar, drücke die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk aus und sei vor allem das Zeichen schlechthin des Bundes Gottes mit den Menschen, heißt es im Brief.

Die Kölner Richter hätten in ihrem Urteil die religiöse Dimension der Beschneidung außer Acht gelassen. Die Beschneidungspraxis schränke weder Kindeswohl noch Religionsfreiheit ein, so der Bischof. Schon gar nicht dürfe die Beschneidung von Jungen mit der in manchen Ländern verbreiteten Genitalverstümmelung von Mädchen auf eine Ebene gestellt werden. Letztere sei selbstverständlich zu verurteilen; sie entspringe fragwürdigen Gottes- und Menschenbildern.

(RP)
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