Berlin Studie entlarvt viele Irrtümer über Europa

Berlin · Die Deutschen zahlen am meisten für Europa? 146 Euro sind es pro Kopf. Doch der Luxemburger bezahlt 152, der Däne 202 und der Schwede sogar 203 Euro. Und selbst bezogen auf die Wirtschaftskraft liegen die Dänen und Schweden vor den Deutschen. Fakten wie diese haben jetzt vier Institutionen unter Federführung der Heinrich-Böll-Stiftung für einen "Europa-Atlas" der besonderen Art zusammengetragen.

Dabei nehmen sie nicht nur die EU-Mitglieder selbst in den Blick. So kommt es, dass die Türken in einem Vergleich auch den Spitzenplatz einnehmen - sie sind die eifrigsten Nutzer sozialer Netzwerke im Internet; Briten, Franzosen, Deutsche und Italiener folgen.

Verabschieden müssen die Europäer sich auch von dem Stereotyp, wonach die westeuropäischen Staaten die größten Demografieprobleme haben und die Familien in Osteuropa mit vielen Kindern gesegnet seien: Die Geburtenraten in Bosnien, Litauen, der Ukraine, Rumänien, Slowenien und Polen liegen unter 1,3 Kindern pro Frau und damit noch hinter den 1,4 Kindern in Deutschland. Französinnen liegen mit 2,01 Kindern an der Spitze - aber damit immer noch unter dem "Bestandserhaltungswert" von 2,1 Kindern. Der Blick auf unvermutete Daten bilde an diesem Beispiel "Stoff zum Nachdenken", erklärte Stiftungschef Ralf Fücks.

Es sei darum gegangen, Europa einmal nicht institutionell darzustellen, erläuterte Almut Möller von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik als Projektpartner der Studie. Dabei setzten die Autoren auch bei populären Aspekten an, durch die Europa für Millionen erfahrbar werde: So beschreiben sie das typische Abstimmungsverhalten beim Eurovision Song Contest, wie also bestimmte Länder gegenseitig die Sympathie verteilen - mit der beruhigenden Erkenntnis, dass dieses Verhalten noch nie ausgereicht hat, um den Liederwettbewerb zu gewinnen.

(may-)
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