München Strom-Rebellen sauer auf Seehofer

München · Bayerns Ministerpräsident muss den Energie-Kompromiss verteidigen.

Angesichts des Zorns vieler bayerischer Bürgerinitiativen über den Berliner Energie-Kompromiss will Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf die Kritiker zugehen. "Natürlich suche ich da das Gespräch", sagte der Parteivorsitzende vor einer Vorstandssitzung. Die Kritik sei allerdings "schwer verständlich". Schließlich habe die CSU in der Koalition durchgesetzt, dass es keine "Monstertrassen" quer durch Bayern gebe, sondern Erdkabel - und die auch noch deutlich verkürzt.

Der Bayerische Bauernverband kritisierte die geplanten Erdkabel. Sie führten zu einer Erwärmung und Austrocknung des Bodens, argumentierte der Verband in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Anliegen der Grundstückseigentümer und Bewirtschafter würden nicht ausreichend berücksichtigt, hieß es weiter.

Nach monatelangem Hickhack hatte sich Seehofer mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vergangene Woche darauf verständigt, dass beide umstrittenen Stromautobahnen in den Süden Deutschlands tatsächlich kommen. Er setzte allerdings durch, dass vorrangig Erdkabel verlegt oder schon bestehende Trassen genutzt werden sollen.

Bürgerinitiativen vor Ort werfen Seehofer aber vor, eingeknickt zu sein, weil er keine der Leitungen verhindert habe. Von einer "Mogelpackung hoch drei" sprachen etwa engagierte Bürger aus Seehofers Landtags-Wahlkreis Neuburg-Schrobenhausen bei Ingolstadt. Von den "zwei Trassen minus x", die die CSU versprochen habe, sei nichts geblieben.

Seehofer betonte, seine Partei habe "alles getan zur Schonung der Bürger und zur Schonung unserer wunderschönen bayerischen Landschaft". Er sei hochzufrieden: "Es ist sichergestellt, dass es keine Todsünden in der Zukunft gibt." Die Erdkabel werde man im Gegensatz zu Stromtrassen nämlich nicht sehen.

Die Christsozialen haben in den vergangenen Tagen bereits Plakate und Handzettel entworfen, mit denen sie auf die eigenen Erfolge hinweisen wollen - etwa darauf, dass es in Bayern statt 420 Kilometer neuer Freileitungen nur noch 30 Kilometer Trassen geben werde. Auch die außerplanmäßige Vorstandssitzung hatte Seehofer eigens angesetzt, um für die Einigung zu werben - sogar an seinem 66. Geburtstag.

(RP)
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