Peking Striptease auf Trauerfeiern erzürnt Chinas Regierung

Peking · Zum Finale gab es eine halbe Stunde Strippen und zusätzlich noch die "Nummer mit der Schlange". In europäischen Nachtlokalen würden solche Shows wohl nur müdes Gähnen auslösen. In China aber füllen sie erregte Säle. Vor allem dann, wenn die Zuschauer chinesische Bauern sind und die aufreizenden Tänze als Höhepunkt einer Totenfeier dargeboten werden. "Obszön und zivilisationslos" empörten sich jetzt die Tugendwächter der Volksrepublik. Weil sich der "pietätslose Frevel" landesweit verbreitet habe, schritt das Kulturministerium ein und verdammte das frivole Treiben offiziell.

In einem Fall engagierten Angehörige eines in hohem Alter Verstorbenen zu dessen Totenfeier im Bauernkreis Chengan (Provinz Hebei) eine Showtruppe aus der nordchinesischen Provinzstadt Handan. Sechs Männer und Frauen kamen und tanzten zum Ausklang der Trauer-Zeremonie von acht bis halb elf Uhr nachts zu den schrillen Klängen von schalmeienähnlichen Suona-Holzrohr-Trompeten. Das "Rote Rosen" genannte Ensemble entblätterte sich auf der Bühne. Nach Anzeigen bei der Polizei wurde der Chef der "Roten Rosen" 15 Tage eingesperrt. Das Kulturamt brummte ihm zusätzlich eine Strafe von 70 000 Yuan (10 000 Euro) auf.

Dass die Behörden jetzt hart durchgreifen, passt zu der von Peking initiierten Moraloffensive zur Verbreitung sozialistischer Werte, seit Parteichef Xi Jinping an der Macht ist. Das Kulturministerium will künftig Inspektoren aufs Land schicken. Auf Trauerfeiern ertappte Strip-Ensembles sollen auf eine schwarze Liste kommen.

Dabei bauen die von den Angehörigen gebuchten Tänzer auf einer alten Tradition auf. Im bäuerlichen China wurden Begräbnisse schon immer als spektakuläre Ereignisse inszeniert. Vor allem dann, wenn sich die Angehörigen auch für den Verstorbenen freuten, weil er ein erfülltes Leben hinter sich gebracht hatte. "Xisang" (Freude und Trauer) hieß der chinesische Begriff dafür.

(RP)
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