Streit um Kohl-Denkmal

Dresden (Mc) Während der elf Wundermonate zwischen dem Fall der Mauer am 9. November 1989 und der vollzogenen Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 lagen auch die Sternstunden des Politikers Helmut Kohl (80). Mit machtvollem Einsatz, List und bismarck-gleichem diplomatischem Geschick trieb der zu Beginn seiner 16-jährigen Kanzlerschaft oft belächelte, lange Zeit unterschätzte Kohl den Prozess zur Wiedervereinigung der geteilten Nation voran.

Zwei große Reden des ansonsten nicht herausragenden Redners waren politisch-rhetorische Marksteine in jener Zeit: Kohls Zehn-Punkte-Plan vom 28. November 1989, mit dem er kurz nach der Maueröffnung, die historische Chance witternd, das Heft in die Hand nahm; und der famos gemeisterte Balance-Akt am 19. Dezember 1989 vor 50 000 national bewegten Ostdeutschen vor den Trümmern der Dresdner Frauenkirche.

Helmut Kohl ging auf die von den Zigtausenden ersehnte "Einheit des Vaterlandes, wenn die geschichtliche Stunde es zulässt" ein, tat es in einem maßvollen Ton. Er nahm die Stimmung auf, heizte sie jedoch nicht an, was die starken Vorbehalte im Ausland gegen die erhitzten "Wir-sind-ein-Volk"-Rufe nicht zusätzlich verstärkte.

Dresdens CDU (sie stellt auch die Oberbürgermeisterin) will dafür dem Kanzler a.D. jetzt auf dem Neumarkt ein Denkmal setzen. Grüne und Linkspartei wehren sich dagegen. Parteiengezänk überlagert das gemeinsame Erinnern der Dresdner an einen der größten Momente der jüngeren Stadtgeschichte.

(RP)
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