50 Millionen Dosen bis Jahresende Ein Auftritt gegen Impfpanik

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn versichert: Deutschland habe genügend sicheren Booster-Impfstoff. 50 Millionen Impfdosen von BionTech und Moderna stünden bis Jahresende bereit.

 Jens Spahn erklärt am Montag die Lage und versichert, Deutschland habe genügend Impfstoff auch für Boosterimpfungen

Jens Spahn erklärt am Montag die Lage und versichert, Deutschland habe genügend Impfstoff auch für Boosterimpfungen

Foto: dpa/Michael Kappeler

Rolls Royce oder Mercedes. Deutschland hat die Wahl. Jens Spahn greift dazu in Zeiten bislang nicht gekannter Corona-Inzidenzen und Infiziertenzahlen tief in die Werbetrommel. Es ist auch ein Auftritt gegen Panikmache, mit dem der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister am Montag in Berlin auch für eine höhere Impfbereitschaft in der Bevölkerung wirbt. Erst am Wochenende habe er wieder Medienberichte gelesen, wonach es für die dritte Boosterimpfung angeblich knapp sei mit dem Impfstoff von BionTech weswegen Lagerbestände des Vakzins von Moderna wieder verstärkt geimpft würden. Spahn zitiert Virologen, nach deren Überzeugung Moderna der Rolls Royce unter den Corona-Impfstoffen sei, BionTech der Mercedes. Also keine Panik, wenn bei der Boosterimpfung nun auch verstärkt wieder Moderna eingesetzt werde. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI), Klaus Cichutek, betont dazu, beide Impfstoffe seien „sehr, sehr gut, um sich zu schützen, beide Vakzine seien auch „sehr gut verträglich“ und brächten wenig Risiko auf Nebenwirkungen mit: auf unter zehn Personen bei 100 000 Geimpften. Cichutek: „Beide Impfstoffe sind äquivalent.“ Mehr noch: „Wir sitzen im Schlaraffenland.“ Alle Erwachsenen sollten sich impfen lassen. Spahn ist zwar weiter gegen eine allgemeine Impfpflicht, betont aber: „Es gibt eine solidarische Pflicht, sich impfen zu lassen.“

Nach den Worten von Spahn droht in Deutschland kein Engpass bei den Impfstoffen. Allein in dieser Woche würden sechs Millionen BionTech-Dosen aus den Lagern ausgeliefert. Danach stünden jede Woche weitere zwei bis drei Millionen Dosen von BionTech zur Verfügung. Bis Jahresende halte BionTech etwa 24 Millionen Dosen bereit, Moderna ebenfalls bis Jahresende nochmals 26 Millionen Dosen. Von 25 bis 30 Millionen Auffrischungsimpfungen, die bis Jahresende in Deutschland gemacht werden sollen, könne ein größerer Teil der Impfungen mit BionTech gemacht werden, wenn dies gewünscht sei. Aktuell lagerten in Deutschland etwa 16 Millionen Dosen von Moderna für die dritte Auffrischungsimpfung. Anders als in den USA, wo die Arzneimittelbehörde FDA das Vakzin Moderna erst kürzlich für Auffrischungsimpfungen zugelassen hat, ist in Deutschland Boosterimpfungen etwa mit Moderna keine eigene Genehmigung nötig, wie das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. Vom Kinderimpfstoff von BionTech für Fünf- bis Elfjährige, der ab 20. Dezember an alle EU-Staaten ausgeliefert werde, bekomme Deutschland auf einen Schlag 2,4 Millionen Dosen.

Für Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Berliner Charité, ist unstrittig, dass die steigenden Inzidenzen "einer zu niedrigen Impfquote geschuldet" seien. Sander sagt bei gemeinsamen Auftritt mit Spahn und Cichutek: „Wir wären in einer komplett anderen Situation, wenn alle Erwachsenen geimpft wären. Normalität gibt ist es nur durch Immunität.“  Spahn greift zu einem drastischen Bild, um den Ernst der Lage zu beschreiben. Er sei sich sicher, dass am Ende dieses Winters jeder in Deutschland „geimpft, genesen oder gestorben“ sei.

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