Wirtschaft will Schuld nicht auf sich nehmen Stellenmarkt-Diskussion nimmt gereizte Töne an

Berlin (rpo). Die Diskussion um die Verantwortung für die Flaute am Stellenmarkt nimmt zwischen Regierung und Unternehmen immer gereiztere Töne an.

Industriepräsident Michael Rogowski verwahrte sich gegen Bestrebungen der Bundesregierung, die Wirtschaft für ausbleibende Erfolge beim Abbau der Arbeitslosigkeit verantwortlich zu machen. Die Industrie werde dies "auf keinen Fall" hinnehmen, sagte Rogowski am Samstag im Nachrichtensender n-tv. Zuvor hatte der parteilose Wirtschaftsminister Werner Müller die Industrie angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosenzahlen kritisiert.

Müller zeigte sich im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" enttäuscht über die geringe Zahl der von Unternehmen neu geschaffenen Arbeitsplätze. Trotzdem äußerte er sich optimistisch, dass das von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ausgegebene Ziel einer Senkung der Arbeitslosenzahl auf 3,5 Millionen im kommenden Jahr erreichbar sei. "Der Kanzler versucht, uns den den Schwarzen Peter zuzuschieben. Das hat uns aufgebracht, und deshalb ist auch die Tonlage zwischen Wirtschaft und Regierung herber geworden", sagte Rogowski. Er warf der Regierung vor, sie betreibe seit einiger Zeit nur noch "Klientelpolitik" zu Gunsten der Gewerkschaften. "Ich habe das Gefühl, die Regierung marschiert rückwärts", kritisierte der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

Müller dagegen hielt der Wirtschaft vor: "Monatelang haben uns die Wirtschaftsverbände mit der Forderung bombardiert, ein Gesetz neu zu schaffen, Leute befristet einstellen zu können. (...) Dann haben wir diese Forderung erfüllt." Trotzdem höre er weiter die Klage, der Arbeitsmarkt sei überreguliert. "Aber flexibler geht´s eigentlich nicht." Zu dem von Schröder vorgegebenen Arbeitsmarktziel sagte Müller: "Ich bin ganz zuversichtlich, dass es uns noch gelingen wird, die Arbeitslosenzahlen bis 2002 auf 3,5 Millionen zu drücken."

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort