Berlin Steinbrück empört Ostdeutsche

Berlin · Die Kanzlerin habe wegen ihrer DDR-Herkunft keine Leidenschaft für Europa.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat die Europapolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf kritisiert und sie mit Merkels Vergangenheit in der DDR begründet. Der Kanzlerin fehle es an Leidenschaft für Europa, sagte Steinbrück bei einer Veranstaltung des "Tagesspiegel" in Berlin. Die mangelnde Leidenschaft hänge damit zusammen, dass die heutige Kanzlerin in der DDR sozialisiert worden sei und ihr deshalb das Projekt Europa fernerstehe als einem in Westdeutschland aufgewachsenen Politiker. "Ich halte daran fest: Die Tatsache, dass sie jedenfalls bis 1989/90 eine ganz andere persönliche und politische Sozialisation erlebt hat als die, die diese europäische Integration seit Anfang der 50er Jahre erlebt haben, beginnend mit den Montanverträgen, das spielt in meinen Augen schon eine Rolle", so Steinbrück.

Die Union reagierte empört. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe forderte eine Entschuldigung von Steinbrück. Steinbrück habe Millionen frühere DDR-Bürger beleidigt. Als Partei Konrad Adenauers brauche man im Übrigen keine europapolitischen Belehrungen, so Gröhe. Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner, nannte die Äußerungen eine "Brüskierung der DDR-Bürger".

Die Linkspartei in NRW forderte die SPD auf, den Kanzlerkandidaten auszutauschen. Ein rot-rot-grünes Bündnis sei am ehesten mit SPD-Chef Sigmar Gabriel zu schmieden, erklärte NRW-Landeschef Rüdiger Sagel. Die Linke habe in NRW bewiesen, dass sie Politik mitgestalten könne, sagte Sagel. "Wir sind regierungsfähig – jetzt muss sich die SPD entscheiden, ob sie einen Politikwechsel in Deutschland will oder ob ihr die Rolle des Juniorpartners der Union ausreicht."

(brö/gmv)
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