Berlin Staatsanwalt prüft Wulff-Urlaub

Berlin · Die Beziehungen von Bundespräsident Christian Wulff zu wohlhabenden Unternehmern lösen neue Unruhe aus. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hat der Film-Unternehmer David Groenewold einen gemeinsamen Hotelaufenthalt mit den Wulffs auf der Nordseeinsel Sylt gebucht und bezahlt. Vor wenigen Wochen soll Groenewold versucht haben, den Aufenthalt zu vertuschen.

Wulff und seine heutige Frau Bettina hatten demnach Ende 2007 im "Hotel Stadt Hamburg" auf Sylt übernachtet. Den Preis für die Suite in Höhe von 258 Euro pro Nacht habe der befreundete Berliner Filmfonds-Manager vorab bezahlt. Vor drei Wochen soll Groenewold in dem Hotel angerufen und Geheimhaltung verlangt haben. "Bild" liegt eine Telefonnotiz der Hotel-Mitarbeiter vor, wonach die Angestellten angehalten wurden, keine Informationen über den Aufenthalt des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten herauszugeben ("Falls also ,Bild' oder ,Spiegel' anruft, wir wissen von nichts"). Ein Hotelmanager soll Groenewold wenige Tage nach seinem Anruf Anreiselisten, Meldescheine und Verzehrquittungen ausgehändigt haben.

Wulffs Anwalt Gernot Lehr erklärte, sein Mandant habe die Kosten "in voller Höhe selbst bezahlt". Die Hannoveraner Staatsanwaltschaft zeigte sich durch die neuen Berichte alarmiert. Die Anklagebehörde erklärte, Details daraus könnten Indizwirkung für den Verdacht auf eine Straftat haben. "Das fließt jetzt alles in die Prüfung ein", sagte Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel.

Auch bei einer weiteren Sylt-Reise, die Groenewold für das befreundete Ehepaar Wulff gebucht und bezahlt hatte, habe der Bundespräsident bar bezahlt. Groenewold hatte außerdem ein Upgrade für einen Aufenthalt der Wulffs im Münchner Premium-Hotel "Bayerischer Hof" bezahlt, das unlängst für Schlagzeilen sorgte. Damals soll Groenewold die Kosten für ein Kindermädchen vorgestreckt und Wulff die Summe später in bar bezahlt haben.

Brisant ist vor allem, dass Groenewold offenbar beruflich von der damaligen niedersächsischen CDU-Landesregierung unter Ministerpräsident Wulff profitierte. Groenewold hatte im Jahr 2007 eine Filmfirma in Niedersachsen gegründet und bekam dafür eine Millionen-Bürgschaft des Landes. In einer Pressemitteilung erklärte der Unternehmer damals, das er auch wegen des persönlichen Engagements des Ministerpräsidenten seinen Firmensitz nach Niedersachsen verlegt habe. Auch Wulffs damaliger Sprecher Olaf Glaeseker und dessen Frau sollen auf Groenewolds Kosten ein Wochenende auf Sylt verbracht haben. Gegen Glaeseker wird wegen des Verdachts auf Korruption ermittelt.

(RP)
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