Ankara Spekulationen über schwer kranken Erdogan

Ankara · Weil sich der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan einer Darmoperation unterziehen musste, steuert die Regierung in Ankara auf eine Krise zu. Zum zweiten Mal in Folge wurde in dieser Woche die Kabinettssitzung abgesagt. Dabei sollte Erdogan eigentlich bereits wieder auf dem Posten sein. Nun heißt es, der 57-jährige Ministerpräsident werde sich noch bis zum Ende der Woche schonen. Das heizt Spekulationen über die Schwere der Erkrankung an – und über die Zukunft der Regierung.

Seit seinem Amtsantritt 2003 beherrscht Erdogan die politische Szene in Ankara wie kaum ein anderer. Die Minister seiner Regierungspartei AKP verdanken ihre Posten allein dem Wohlwollen des Premiers. Ahmet Altan, der Chefredakteur der Tageszeitung "Taraf", verglich Erdogans Stellung jüngst mit der Position des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk, der auch keine Kritiker in seiner Nähe geduldet habe.

Doch seit dem 26. November ist Erdogan von der Bildfläche verschwunden. Für den prominenten Patienten wurde in einem Istanbuler Krankenhaus ein ganzes Stockwerk geräumt. Der Eingriff sei erfolgreich verlaufen, Erdogan erhole sich in seiner Wohnung, teilte die Regierung mit. Details gab es jedoch nicht. Die Geheimnistuerei ließ in den Medien den Verdacht aufkommen, Erdogan habe Krebs.

Nur zwei Besucher – Parlamentspräsident Cemil Cicek und US-Vizepräsident Joe Biden – wurden seit der Operation zu Erdogan vorgelassen. Bei seinem Treffen mit Biden ließ sich der Premier fotografieren, sagte aber nichts. Biden sagte, offenbar hätten die Ärzte rechtzeitig eingegriffen. Erdogan plant für den 10. Dezember einen Besuch in Katar, doch es ist unsicher, ob die Ärzte die Reise erlauben werden.

(RP)
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