Kolumne Hier In Nrw SPD und Grüne streiten über das Schützenwesen

In Nordrhein-Westfalen sind 570 000 Menschen in fast 3000 Bruderschaften, Vereinen und Gilden organisiert. Die CDU sähe das Schützenwesen gern als Weltkulturerbe – doch sie wird im Landtag keine Mehrheit finden.

In Nordrhein-Westfalen sind 570 000 Menschen in fast 3000 Bruderschaften, Vereinen und Gilden organisiert. Die CDU sähe das Schützenwesen gern als Weltkulturerbe — doch sie wird im Landtag keine Mehrheit finden.

Aus dem Fackelzug vor dem Düsseldorfer Landtag wurde nichts — er fiel buchstäblich ins Wasser. Wegen des starken Regens versammelten sich die Schützen im Parlamentsgebäude zum großen Zapfenstreich. Jetzt, zwei Monate später, lassen SPD und Grüne die Schützen im Regen stehen. Es geht um einen Antrag der CDU. Sie will, dass der Landtag den Wunsch der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen unterstützt, in die Unesco-Liste des "immateriellen Kulturerbes der Menschheit" aufgenommen zu werden.

Im November hatte Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) vor den regennassen Schützen würdigende Worte gefunden. Das Schützenwesen verdiene Anerkennung, leisteten die Schützen doch einen unverzichtbaren Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft, so Gödecke.

Doch jetzt, da diesen Worten Taten folgen könnten, herrscht eine gewisse Ratlosigkeit in der Landtagsfraktion der Sozialdemokraten. Morgen soll über den Antrag der CDU abgestimmt werden. Die Schützen in der SPD-Fraktion, wie etwa der Mönchengladbacher Hans-Willi Körfges oder Ex-Schützenkönig Karl Schultheis, würden das Papier wohl am liebsten durchwinken. Doch so einfach geht das nicht: Bei SPD und Grünen herrscht das ungeschriebene Gesetz, keinem Antrag der Opposition zuzustimmen — egal, wie begründet er auch immer sein mag.

Also wollten es die Genossen mit dem in solchen Fällen üblichen Verfahren versuchen: Die Landtagsfraktion präsentierte gestern einen Änderungsantrag, der zwar im Wesentlichen auf dasselbe hinauslief, was die Christdemokraten wollen. Er hätte ihnen aber die Peinlichkeit erspart, sich dem Ansinnen der Opposition anschließen zu müssen.

Doch da hatten die Sozialdemokraten die Rechnung ohne ihren Koalitionspartner gemacht. Die Grünen halten nämlich gar nichts davon, das Schützenwesen zum Weltkulturerbe zu erheben. Deswegen nörgelten sie gestern nach Strich und Faden an dem Kompromiss herum und forderten im SPD-Text Passagen zur Geschlechtergerechtigkeit und Gleichgeschlechtlichkeit. Kopfschütteln bei der SPD, die das für überzogen hält.

Eine Einigung in dem Streit scheint deshalb nicht mehr möglich. Morgen werden die Vertreter beider Parteien wohl mit Unschuldsmiene darauf verweisen, dass der Landtag der Unesco-Jury, die in dieser Sache zu entscheiden hat, nicht vorweggreifen sollte. Zumal es ja auch noch viele andere Gruppen gebe, die nach der Auszeichnung trachteten.

Und das war's dann auch — der Antrag der CDU wird wegen des rot-grünen Streits abgelehnt.

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(RP)
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