Kampf in der SPD Zwei Kandidaten, keine Chance

Kanzlerkandidatensuche der SPD: Olaf Scholz läuft direkt in die Steinbrück-Falle.

  Rolf Mützenich ist im Gespräch als Kanzlerkandidat der SPD.

Rolf Mützenich ist im Gespräch als Kanzlerkandidat der SPD.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Der Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans sprach von „Mutmaßungen“ und davon, dass er und seine Co-Parteichefin Saskia Esken noch auf niemanden festgelegt seien. Zugleich rückte er in einem Interview mit der Rheinischen Post weiter davon ab, selbst als Kanzlerkandidat der SPD anzutreten. Rolf Mützenich, der SPD-Fraktionsvorsitzende und gehandelter Wunschkandidat der Parteispitze, nannte die Diskussion verfrüht und sprach vom Spätsommer als Zeitpunkt der Entscheidung. So, als sei der noch eine Ewigkeit hin. Er sollte vielleicht mal zum Fenster rausschauen: Die Kirschen werden schon rot.

Zwei Dinge kann man festhalten: Erstens: Knallharte Dementis hören sich anders an. Zweitens: Vizekanzler Olaf Scholz hat in Rolf Mützenich einen Wettbewerber bekommen.

Scholz’ wesensbedingter Selbstgewissheit und der seiner Leute haftet seit jeher etwas vom Versuch an, einem Wunsch durch Wiederholung zur Wirklichkeit zu verhelfen. Gut in Erinnerung ist noch, wie Olaf Scholz auf dem Wahlparteitag in Berlin schon einmal mal einen sicher geglaubten Sieg Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken überlassen musste. Seither hat die Linke in der SPD eine Restauration vorangetrieben, die die Beinfreiheit eines Olaf Scholz jedenfalls nicht erweitern würde. Absehbares Programm und Person fielen hoffnungslos auseinander. Eher wäre Motörhead glaubwürdig mit Heintje-Liedern auf Tournee gegangen als Olaf Scholz mit einem Programm, das ihm vom Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert diktiert wird. Scholz läuft direkt in die Steinbrück-Falle. Und dabei hätte er noch eher Chance gehabt, sich ein Programm auszubedingen, das zu ihm passt. Weil die SPD 2012/2013 noch eine andere war.

Christoph Schwennicke ist Chefredakteur des „Cicero“ und schreibt regelmäßig an dieser Stelle. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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