Berlin SPD-Führung will mit TV-Duell Wende einleiten

Berlin · In dieser Woche trifft sich Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit Vertretern der Grünen.

Mit Spannung hat vor allem die SPD dem einzigen TV-Duell im Wahlkampf zwischen ihrem Herausforderer Peer Steinbrück und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) entgegengefiebert. Vom direkten Aufeinandertreffen beider Spitzenkandidaten am Abend versprach sich die in allen Umfragen abgeschlagene Partei eine Wende im Bundestagswahlkampf.

Derweil bleiben die Umfragewerte schwierig für die SPD. Parteichef Sigmar Gabriel ging in der "Rhein-Zeitung" davon aus, dass Steinbrück gegenüber der CDU-Chefin ein klares Profil zeigt: "Peer Steinbrück redet Klartext und eiert nicht herum. Er zeigt klare Kante, und das unterscheidet ihn auch von Frau Merkel." Ähnlich äußerte sich der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann: "Dieses Duell wird kein Kaffeeklatsch. Peer Steinbrück wird Klartext reden und Frau Merkel kann erstmals nicht mehr ausweichen."

Vier Moderatoren von ARD, ZDF, RTL und ProSieben wollten in der Live-Sendung vor allem die Kanzlerin aus der Reserve locken. Sie vermeidet im Wahlkampf bisher weitgehend eine harte Konfrontation mit ihrem Kontrahenten. Für den Herausforderer war es eine wichtige Chance, seinen Umfrage-Rückstand zu verringern.

Gut die Hälfte der Deutschen wollte sich die Sendung anschauen, ergaben Umfragen. Allerdings rechneten nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" 62 Prozent der Bundesbürger damit, dass Merkel das Duell für sich entscheidet. Nur 16 Prozent erwarteten einen Erfolg Steinbrücks. Selbst bei den SPD-Wählern waren dem Bericht zufolge 42 Prozent davon überzeugt, dass Merkel als Gewinnerin aus der Fragerunde hervorgehen würde, 36 Prozent setzten auf Steinbrück. Im neuen Sonntagstrend der "Bild am Sonntag" büßte die SPD weiter an Zustimmung ein. Sie verlor zwei Punkte und kam nur noch auf 23 Prozent. Mit elf Prozent verzeichneten auch die Grünen ein Minus von einem Punkt. Dagegen legte die Linke um zwei Punkte auf zehn Prozent zu. Für die Union ermittelte das Emnid-Institut 39 Prozent (minus eins), für die FDP sechs Prozent (plus eins). Das ergab eine hauchdünne Mehrheit für Schwarz-Gelb gegenüber Rot-Rot-Grün von 45 zu 44 Prozent. Diese ist aber wegen der üblichen Fehlertoleranz von Umfragen unsicher.

Die Grünen forderten Steinbrück auf, vor allem beim Thema soziale Gerechtigkeit Klartext zu reden. Ihre Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt sagte der "Bild am Sonntag": "Sieben Millionen Menschen verdienen in Deutschland weniger als 8,50 Euro pro Stunde. Viele brauchen zwei oder drei Jobs, um leben zu können. Diese soziale Ungerechtigkeit muss Steinbrück deutlich machen und Alternativen aufzeigen." Am Donnerstag wollen Steinbrück, Göring-Eckardt und Jürgen Trittin mit den Ministerpräsidenten der rot-grün regierten Bundesländer zusammenkommen.

(dpa)
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