Forderung der SPD Spahn soll deutsche Lizenz für Remdesivir verhandeln

Berlin · Der US-amerikansiche Hersteller Gilead produziert das Mittel Remdesivir. Es ist eines der bislang sehr wenigen Medikamente, die die Behandlung von Covid-19-Patienten wirksam unterstützen kann. Doch die Abhängigkeit von dem Unternehmen ist groß.

 April 2020: Eine Ampulle des Medikamentes Remdesivir liegt während einer Pressekonferenz am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) auf dem Tisch (Archiv).

April 2020: Eine Ampulle des Medikamentes Remdesivir liegt während einer Pressekonferenz am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) auf dem Tisch (Archiv).

Foto: dpa/Ulrich Perrey

Die Vize-Fraktionsvorsitzende der SPD, Bärbel Bas, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dazu aufgefordert, sich um eine deutsche Lizenz für die Herstellung des Covid-19-Medikaments Remdesivir zu bemühen. „Ich rufe Gesundheitsminister Jens Spahn dazu auf, sich für Lizenzvereinbarungen deutscher Hersteller mit dem Unternehmen Gilead einzusetzen“, sagte Bas unserer Redaktion. Deutsche Pharmaunternehmen könnten nicht nur für Deutschland, sondern auch für den Bedarf anderer Länder das Medikament produzieren und so mithelfen, die Kosten insbesondere für Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu reduzieren.

Remdesivir gilt als eines der wenigen Mittel, die die Behandlung von Covid-19-Patienten wirksam unterstützen und den Klinik-Aufenthalt verkürzen können. Ende vergangener Woche erhielt das Medikament eine Zulassung in der EU. Zuvor war bekannt geworden, dass die US-Regierung in einem Vertrag mit der US-Firma Gilead große Mengen des Wirkstoffs für die eigene Bevölkerung gesichert hat. Die Bundesregierung verfügt nach eigenen Angaben aber über ausreichend Reserven des Mittels.

„Es kann nicht sein, dass wir im Kampf gegen die Pandemie derart abhängig vom Geschäftsgebaren eines Medikamentenherstellers sind“, kritisierte Bas. Die US-Regierung habe bewiesen, dass es ihr einzig um nationale Interessen gehe, als sie nahezu die vollständige Produktionsmenge von Remdesivir für die kommenden Monate aufgekauft habe, sagte die SPD-Politikerin.

Gilead hatte mitgeteilt, dass man Lizenzvereinbarungen mit neun Generikaherstellern in Ägypten, Indien und Pakistan abgeschlossen habe. Die Produktion sei bereits erheblich gesteigert worden, sie könne bei einem großen Ausbruch jedoch nicht rasch weiter hochgefahren werden. In den USA soll eine zehntägige Behandlung mehr als 2000 Dollar kosten, in ärmeren Ländern deutlich weniger.

Bas will weitergehen: „Gelingt keine Lizenzvereinbarung, muss Jens Spahn prüfen, ob Gilead in Deutschland ein Patent für Remdesivir angemeldet hat“, sagte sie. Mit dem in der Corona-Krise angepassten Bevölkerungsschutzgesetz habe der Bundesgesundheitsminister ein Instrument, den Patentschutz aufzuheben und deutschen Herstellern so die Produktion von Remdesivir zu ermöglichen.

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