Äußerungen zu Brüning sind umstritten SPD ärgert sich über Lafontaine

Berlin (rpo). Mit seinem Vergleich zwischen Kanzler Schröder und dem damaligen Reichskanzler Brüning hat Oskar Lafontaine in der SPD Diskussionen ausgelöst. Ein SPD-Politiker bezeichnete Lafontaine als "politisch nicht zurechnungsfähig".

Der hessische SPD-Vorsitzende Gerhard Bökel hat den ehemaligen SPD-Bundesvorsitzenden Oskar Lafontaine im Zusammenhang mit dessen Brüning-Vergleich als "politisch nicht zurechnungsfähig" bezeichnet. "Wer das, was heute passiert, mit der Brüningschen Notverordnung gleichsetzt, so wie Oskar Lafontaine es gemacht hat, ist politisch nicht zurechnungsfähig", sagte Bökel am Dienstagabend im Hessischen Rundfunk. Lafontaine hatte den jetzigen Parteichef, Bundeskanzler Gerhard Schröder, mit Reichskanzler Heinrich Brüning aus der letzten Phase der Weimarer Republik verglichen.

Weder Bökel noch der Vorsitzende der Jungsozialisten, Niels Annen, schlossen sich jüngsten Forderungen an, Lafontaine solle aus der SPD austreten. Der Zeitung "Die Welt" (Mittwoch) sagte Annen, es führe nicht weiter, Lafontaine zum Parteiaustritt aufzufordern. "Wir haben mit dem nichts mehr zu tun."

Dagegen erneuerte der Sprecher des "Seeheimer Kreises" in der SPD, Reinhold Robbe, seine Forderung nach einem Parteiaustritt des früheren SPD-Chefs. Der "Welt" sagte er: "Lafontaine hat keinen Platz mehr in der SPD. Er muss selbst die Konsequenzen ziehen." Der frühere SPD-Fraktionsvorsitzende in der DDR-Volkskammer, Richard Schröder, sagte der Zeitung, Lafontaine sei "offenbar nicht in der Lage, sich ein Bild von der deutschen Geschichte zu machen". Es sei unerträglich, wie oft in der Tagespolitik "bei jeder Gelegenheit Adolf Hitler und seine Spießgesellen zu historischen Vergleichen herangezogen werden, nur um damit eigenen Äußerungen Nachdruck zu verleihen".

Kanzler-Gattin Doris Schröder-Köpf sowie namhafte SPD-Politiker hatten am Dienstag Lafontaine zum Austritt aus der SPD aufgefordert. Lafontaine hatte am Montag in der "Bild"-Zeitung unter der Überschrift "Die Wiedergeburt Heinrich Brünings" geschrieben, Schröders Glaubwürdigkeit sei nach "Rentenlüge, Steuerlüge und Haushaltslüge" beschädigt. "Es ist so, als wäre Heinrich Brüning wiederauferstanden, jener Reichskanzler, der mit seiner Sparpolitik Massenarbeitslosigkeit verursachte und Hitler den Weg bereitete. Wie damals sind die Menschen verunsichert und geben immer weniger Geld aus."

(RPO Archiv)
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