Mutmaßlicher ETA-Terrorist gefasst Spanien: Zwei Tote nach Bombenanschlag

San Sebastian/Paris (dpa) - Zwei Tage nach der Ankündigung vorgezogener Regionalwahlen sind im spanischen Baskenland bei der Explosion einer Autobombe zwei Menschen getötet und vier weitere teils schwer verletzt worden.

Mutmaßliche Terroristen der Untergrundorganisation ETA ließen den Sechs-Kilo-Sprengsatz am Donnerstag im morgendlichen Berufsverkehr vor einem Bahnhof in der nordspanischen Hafenstadt San Sebastian hochgehen. Wenige Stunden später gelang der französischen Polizei ein Schlag gegen die ETA. In der Nähe der spanischen Grenze wurde der mutmaßliche Chef der ETA- Terrorkommandos, Xabier Garcia Gaztelu alias „Txapote“, gefasst.

Das Attentat in San Sebastian galt nach Angaben des baskischen Innenministeriums einem sozialistischen Stadtrat. Der 43-jährige Inaki Dubreuil und sein Leibwächter überlebten leicht verletzt. Bei den Toten handelt es sich um zwei Elektriker, die mit dem Stadtrat aus einem Zug gestiegen waren. Einer von ihnen war Mitglied der ETA- nahen Partei Euskal Herritarrok (EH) und Bruder einer nationalistischen Bürgermeisterin.

"Botschaft für den Wahlkampf"

Als „Nummer eins“ des so genannten militärischen Apparats hat Garcia Gaztelu den Anschlag in San Sebastian möglicherweise vor seiner Festnahme angeordnet. Der 35-Jährige, der seit 1992 im Untergrund lebte, war einer der meistgesuchten Terroristen der Organisation. Er soll in zahlreiche Attentate verwickelt gewesen sein, bei denen mindestens sieben Menschen starben. Unter den Opfern ist auch der im Juli 1997 entführte und ermordete baskische Stadtrat Miguel Angel Blanco. Sein Tod löste eine der größten Protestwellen gegen die ETA in der Geschichte Spaniens aus. Garcia Gaztelu wurde auf der Terrasse eines Cafes in Anglet, nur 30 Kilometer nördlich von San Sebastian, zusammen mit einem Franzosen festgenommen.

Den neuen Anschlag werteten die Behörden als „Botschaft“ der ETA für den Wahlkampf. Am 13. Mai könnten die Nationalisten Umfragen zufolge erstmals seit 21 Jahren die Macht an die konservative Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Jose Maria Aznar und die Sozialisten (PSOE) verlieren. „Dies war die makabre Antwort der ETA auf den Wahlaufruf“, sagte ein Minister in Madrid.

Das Attentat hätte nach Angaben der Ermittler ein Massaker anrichten können. Zur Tatzeit waren viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Die per Fernzündung ausgelöste Explosion war so gewaltig, dass der Wagen, in dem der Sprengsatz versteckt war, durch die Luft flog. Seit der Aufkündigung ihrer „Waffenruhe“ im Dezember 1999 sind bei Anschlägen der ETA 26 Menschen getötet worden, drei von ihnen in diesem Jahr. Nach dem neuen Anschlag unterbrach das baskische Regionalparlament seine Sitzung, um der Opfer zu gedenken. Vielerorts gingen Menschen aus Protest gegen die ETA auf die Straße.

Der Anschlag fiel überdies mit dem ersten Jahrestag des ETA-Mords an dem Fraktionschef der Sozialisten im baskischen Parlament, Fernando Buesa, zusammen. Er und sein Leibwächter waren bei der Explosion einer Autobombe in Vitoria getötet worden.

(RPO Archiv)
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