Spanien bekommt kein frisches Geld mehr
Berlin/Brüssel (mar) Spanien hat erstmals offen Probleme bei der Kapitalbeschaffung eingeräumt und die Börsen damit weltweit auf Talfahrt geschickt. "Die Tür zu den Märkten steht uns derzeit nicht offen", gestand Finanzminister Cristóbal Montoro. Der Grund liege in den hohen Zinsen von sieben Prozent, die Spanien für seine Staatsanleihen bieten müsse.
Der ungewöhnliche Alarmruf der Regierung der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone erhöhte die ohnehin große Nervosität an den Börsen. Der Euro fiel unter die Marke von 1,25 US-Dollar.
Spaniens Probleme mit seinem überschuldeten Bankensektor waren gestern auch Thema einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz von Finanzexperten der sieben führenden Industriestaaten. Darin drängten die USA Europa, bei der Harmonisierung der Wirtschaftspolitik rascher voranzugehen.
Derweil wächst der Druck auf Berlin, Banken den direkten Zugriff auf Kapital der Euro-Rettungsfonds zu erlauben. Deutschland ist dagegen, weil Krisenstaaten so Reformauflagen umgehen können. Deshalb sind nun wieder alle Augen auf die Europäische Zentralbank gerichtet: Sie könnte heute den Leitzins von derzeit einem Prozent senken und die Banken der Krisenländer mit neuen Kapitalspritzen stützen. Diskutiert wird zudem über einen neuen europäischen Restrukturierungsfonds für Banken. Dieser könnte mittelfristig helfen; Spaniens akute Probleme würden dadurch aber nicht gelöst.
Auch eine vorsorgliche Hilfe für Madrid aus dem Euro-Rettungsschirm wird offenbar diskutiert. Es werde geprüft, ob Kredite für Spanien bereit gestellt werden, berichtete die "Welt". Spanien könnte diese Hilfe noch vor der Wahl in Griechenland beantragen, hieß es. Doch Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy lehnt Hilfen aus dem Rettungsfonds weiter ab. Er rief stattdessen gestern nach Eurobonds, also gemeinsam aufgenommenen Krediten, mit denen die Hilfe kaschiert würde.