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St. Petersburg Sowjetarmee brachte Eberswalder Goldschatz nach St. Petersburg

St. Petersburg · Die Ausstellung in der St. Petersburger Eremitage, die Wladimir Putin und Angela Merkel dann doch gemeinsam besuchten, ist im Kern unpolitisch. Denn sie gilt einer lange zurückliegenden Epoche: der Bronzezeit. Mehr als 1700 kostbare Objekte aus Museen in Moskau und Berlin vermitteln ein Bild des handwerklichen Könnens zwischen 2200 und 800 v. Chr.

Der beteiligten Stiftung Preußischer Kulturbesitz zufolge haben die Russen nach dem Zweiten Weltkrieg 600 der ausgestellten Stücke in ihre Heimat mitgenommen. Russland betrachtet sie inzwischen als Eigentum und begründet das mit den blutigen Opfern, die dem Land im Zweiten Weltkrieg abverlangt wurden.

Zu den Stücken, die jetzt in der Eremitage zu sehen sind, gehört der größte deutsche Goldfund aus der Bronzezeit: der Eberswalder Goldschatz. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs galt er bis vor wenigen Jahren als verschollen. Der 2,6 Kilogramm schwere Schatz, der zuletzt im Moskauer Puschkin-Museum lagerte, umfasst rund 80 Teile, darunter acht reich verzierte Trinkschalen sowie Hals- und Armbänder, Spiralringe und einige Barren.

Bis 1992 hatte die Sowjetunion offiziell bestritten, dass sie in ihren geheimen Magazinen Beutekunst hortete. Im Zuge von Glasnost und Perestroika gab sie diese Politik auf und verpflichtete sich in einem deutsch-russischen Vertrag dazu, "unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter an den Eigentümer" zurückzugeben. Diese Entscheidung steht im Einklang mit dem Völkerrecht, doch in der russischen Bevölkerung und in der Politik stieß sie von vornherein auf Widerstand. Gegen den Willen von Präsident Boris Jelzin erklärte die Duma – das Parlament – die Beutekunst zum ständigen Eigentum Russlands. Seitdem gilt die Beutekunst-Frage als ungelöst in den deutsch-russischen Beziehungen.

Die konservativen russischen Politiker vertraten von Anfang an die Ansicht, dass Russland die Beutekunst nicht zurückgeben solle, und beriefen sich dabei unter anderem auf eine Ausnahmeregelung für religiöse Kunst, die dem Vertrag zufolge von der Rückgabe ausgenommen sei. Man sollte nicht unterschätzen, dass diese Einstellung starken Rückhalt in der Bevölkerung hat. Die deutsche Belagerung Leningrads von 1941 bis 1944 ist bis heute im Gedächtnis der Stadt verankert, die jetzt St. Petersburg heißt. Es gab keine Familie, die damals nicht mindestens einen Angehörigen verloren hätte. 1,1 Millionen Menschen sollen infolge der Blockade ihr Leben verloren haben. Ihren Nachfahren gelte es als Verrat, wenn sie vor diesem Hintergrund auf die deutsche Beutekunst als zumindest symbolische Wiedergutmachung verzichteten.

Die 91-jährige Direktorin des Moskauer Puschkin-Museums, Irina Antonowa, ist bis heute die härteste Gegnerin einer Rückgabe. Auch die Kunst, die Napoleon aus Italien mitbrachte, so sagte sie wiederholt, befinde sich nach wie vor im Louvre – ein seltsamer Vergleich.

(RP)
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