Staatspräsident Chirac verurteilt Übergriffe Sorge in Frankreich nach Anschlagserie auf Synagogen

Paris (AP). Nach weiteren Anschlägen auf Synagogen in Frankreich haben die religiösen Führer von Juden, Moslems und Christen Hass und Sektierertum verurteilt. In einer gemeinsamen Erklärung warnten sie am Mittwoch in Paris vor einem Übergreifen der Spannungen im Nahen Osten.

Auch Staatspräsident Jacques Chirac verurteilte die Übergriffe. Am Vorabend war eine Synagoge in Trappes bei Versailles teilweise abgebrannt.

Seit der Eskalation in den palästinensischen Autonomiegebieten sind nach Angaben jüdischer Gemeinden mehr als 20 Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Frankreich verübt worden. In der Synagoge von Trappes brach am Dienstagabend gegen 21.00 Uhr ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete und den größten Teil des Dachs zerstörte. Es gab keine Verletzten. Die Polizei stellte einen Brandsatz sicher. Ein weiterer Anschlag wurde auf eine Synagoge in Les Ulis südlich von Paris verübt.

Großrabbiner Joseph Sitruk, der Rektor des islamischen Instituts der Großen Moschee von Paris Dalil Boubakeur, sowie der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Louis-Marie Bille und der Präsident der protestantischen Kirchen Jean-Arnold de Clermont erklärten, in Frankreich könnten keine Taten gegen die Menschenwürde hingenommen werden. Jeder einzelne müsse vernünftig und im Respekt vor dem anderen handeln. Auch Chirac erklärte nach Angaben seiner Sprecherin, die Übergriffe seien Zeichen von Intoleranz und widersprächen den Werten der französischen Republik.

Am Dienstagabend hatten mehrere tausend französische Juden vor der israelischen Botschaft in Paris ihre Unterstützung für die Haltung der Regierung in Jerusalem im Konflikt mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht. Sie wandten sich gegen die ihrer Ansicht nach einseitige Berichterstattung in den französischen Medien. Dort werde detailliert über die Gewalt gegen die Palästinenser berichtet, nicht aber über die Gewalt gegen Israelis.

An der Kundgebung beteiligten sich führende Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde, Jugendgruppen, Studenten und Überlebende des Holocaust. Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten auf 8.000. Bei kleineren Zusammenstößen mit der Polizei wurden fünf Demonstranten vorübergehend festgenommen. Israel hatte Präsident Chirac nach dem Pariser Nahost-Gipfel vor einer Woche einseitige Stellungnahme für die palästinensischen Interessen vorgeworfen.

(RPO Archiv)
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