Somalia: Tote bei Kampf um Versorgung Hungernder

Mogadischu (RP/sei) Bei einer Offensive zum Schutz der Hilfsaktion für die Hungernden in der somalischen Hauptstadt Mogadischu haben Soldaten der Afrikanischen Union (AU) sechs Menschen getötet. Kämpfer der Al-Shabab-Miliz hatten zuvor Männer getötet, die mit ihren hungernden Familien Zuflucht in Flüchtlingslagern suchen wollten. Die Milizen erklärten, es sei besser zu verhungern, als Hilfe vom Westen anzunehmen.

Die Soldaten der AU versuchten, die Milizionäre aus der Nähe der Flüchtlingslager zu vertreiben, sagte ein Sprecher der Friedenstruppe. Die Operation solle sicherstellen, dass Hilfsorganisationen die Hungernden weiterhin versorgen könnten. Weil al Shabab den Hilfsorganisationen die Erlaubnis entzogen hatte, in Gebieten unter Kontrolle der Miliz aktiv zu sein, seien Hunderttausende Somalier von jeglicher Nahrungsmittelhilfe abgeschnitten, erklärte ein Sprecher der AU-Truppe.

Der deutsche Vertreter der UN-Organisation Welternährungsprogramm (WFP), Ralf Südhoff, sieht allerdings erste Anzeichen dafür, dass bestimmte Gruppierungen in den Milizen Hilfslieferungen zulassen könnten. Die am Mittwoch in Mogadischu gelandete Maschine des WFP mit zehn Tonnen Hilfsgütern sei erst der Anfang. Insgesamt rechne die Uno damit, in den kommenden Tagen mit einer Luftbrücke etwa 100 Tonnen Nahrungsmittel liefern zu können.

Das WFP erklärte, für die Hilfsaktion in Somalia fehlten noch mehr als 170 Millionen Euro. Die Organisation fühlt sich nach eigenen Angaben aber ermutigt von den jüngsten Zusagen von Geberländern.

Das WFP verteilt Spezialnahrung an die Hungernden: kleine Päckchen mit einem Präparat aus Erdnusspaste, Zucker, pflanzlichen Fetten – hochangereichert mit Vitaminen und Mineralstoffen. Der Inhalt muss nicht gekocht oder weiter verarbeitet werden. Die Packungen müssen nur aufgerissen werden und sollen den Tagesbedarf an Kalorien, Mineralien und Vitaminen decken. Seit 2009 sind in Somalia 14 Mitarbeiter des WFP ums Leben gekommen. Anfang 2010 musste die Organisation deshalb ihr Personal aus weiten Teilen des Landes abziehen.

Die islamische Welt will die humanitäre Hilfe in Somalia nicht allein der Uno und dem Westen überlassen. Bei einer Konferenz in Istanbul appellierte der Generalsekretär der Islamischen Konferenz-Organisation (IKO), Ekmeleddin Ihsanoglu, an Muslime in aller Welt, sich für die Menschen am Horn von Afrika zu engagieren. Ihsanoglu verwies auf den kommende Woche bevorstehenden Beginn des Fastenmonats Ramadan, in dem die Mildtätigkeit für Muslime eine besondere Rolle spielt. Gegenüber manchen westlichen Organisationen hat die IKO in Somalia einen Vorteil: Sie hat die Erlaubnis der Al-Shabab-Rebellen, Hilfsgüter zu verteilen.

Kindernothilfe – durch einen Übermittlungsfehler war die Spendenkontonummer für Ostafrika unvollständig. Sie lautet: 454540 KD-Bank BLZ 350 601 90

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort