Bagdad kündigt umfangreiches Dokument an Skeptisches Warten auf Iraks Waffenbericht

New York/Kairo (rpo). Am Sonntag läuft die Frist für die von Bagdad angekündigte Offenlegung des irakischen Waffenprogramms ab. Die USA sehen dem Bericht mit Skepsis entgegen. "Wir wissen nicht, ob wir 100 oder 10 000 Seiten bekommen", sagte ein Sprecher der UN-Waffeninspektoren.

Washington hat nach Angaben von Präsidentensprecher Ari Fleischer solide Beweise, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitzt. Das irakische Regime hat bisher jeden Besitz atomarer, biologischer und chemischer Waffen bestritten.

Der irakische Verbindungsoffizier zu den UN-Waffeninspekteuren, Brigadegeneral Hossam Mohammed Amin, hatte angekündigt, der Irak werde die geforderte "detaillierte Liste" einen Tag vor Ablauf der Frist am Samstag vorlegen. Sie werde "neue Elemente" enthalten. Über das Verfahren nach Vorliegen des Berichtes wollte der Chef der UN- Waffenkommission (UNMOVIC), Hans Blix, am Freitag mit dem Weltsicherheitsrat sprechen. Die Überprüfung der irakischen Angaben kann nach Einschätzung von UN-Experten unter Umständen mehrere Wochen dauern. Ein Team von 15 Fachleuten ist in New York bereit, um Bagdads Aufstellung möglicher chemischer und biologischer Waffenmaterialien und Raketensysteme mit der Datenbank der Vereinten Nationen zu vergleichen.

Dabei war zunächst noch ungewiss, ob die irakische Regierung ihre Liste in arabischer oder englischer Sprache übermitteln wird - und in welchem Umfang. "Wir wissen nicht, ob wir 100 oder 10 000 Seiten bekommen", sagte ein UNMOVIC-Sprecher. Allein die Übersetzung aus dem Arabischen könnte Wochen in Anspruch nehmen. In Bagdad hieß es, der Bericht werde sehr umfangreich sein.

US-Sprecher Fleischer sagte in Washington, die Beweislast liege beim irakischen Machthaber Saddam Hussein. Seine Regierung werde nun abwarten, was das irakische Regime zum aktuellen Stand der Rüstungsprogramme darlege. Washington werde den Bericht sehr genau prüfen und sich dann äußern.

Der britische Außenminister Jack Straw erwartet, dass Saddam Hussein ein irreführendes Dossier vorlegen wird. "Nach seiner bisherigen Geschichte von Ausflüchten und Betrug zu urteilen, ist es unwahrscheinlich, dass Saddam am 8. Dezember eine vollständige und korrekte Auflistung seiner Massenvernichtungswaffen liefern wird", sagte Straw in London.

Die UN-Inspekteure im Irak haben unterdessen eine Zwangspause eingelegt. Ihre irakischen Begleiter haben wegen des Festes zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan (Eid el Fitr) frei. Wahrscheinlich nehmen sie ihre Arbeit an diesem Samstag wieder auf.

Die saudische Zeitung "Arab News" berichtete am Freitag, die Einigung der irakischen Exil-Opposition auf ein politisches System für den Irak nach einem Sturz von Saddam Hussein, werde durch Meinungsverschiedenheiten in der amerikanischen Führung belastet. Das Pentagon spiele immer noch mit der Idee, einen US-Militärgouverneur einzusetzen. Das Außenministerium und der Geheimdienst würden dagegen ein von einem irakischen Ex-General angeführtes "weiches Militärregime" befürworten. Einige einflussreiche Republikaner seien dafür, den Vorsitzenden der Oppositionsgruppe Irakischer Nationalkongress (INC), Ahmed Dschalabi, zum neuen Regierungschef zu machen.

(RPO Archiv)
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