Sicherheitslücke bei einer Million Kreditkarten
Frankfurt/München Bei aktuell mindestens einer Million, künftig wohl zig Millionen Kreditkarten in Deutschland droht ein neues Sicherheitsrisiko. Sie können im Gedränge auf der Straße von geschickten Trickdieben ausgelesen werden, ohne dass die Inhaber dies merken. Als Ergebnis des Datenklaus per Funk sind dann illegale Bestellungen im Internet zulasten des Karteninhabers möglich.
Dieses Bild ergeben Recherchen des Bayerischen Rundfunks und der Verbraucherzentrale NRW, die unserer Zeitung vorliegen und über die "Report München" jetzt berichtete. "Da müssen künftig Millionen Kunden aufpassen, ob ihre Kreditkarte mit der neuen Funktechnik NFC ausgerüstet wird", sagte Markus Feck von der Verbraucherzentrale NRW, "und sie müssen sich gegen Datenklau schützen."
Hintergrund der Gefahr ist die Strategie der Kreditkartenfirmen, ihre Karten mit der Funktechnik NFC (Near Field Communication, "Nahfeldkommunikation") zu einem leichter nutzbaren Zahlungsmittel auch im Alltag zu machen. Sie sollen in Supermärkten oder beim Imbiss zahlen können, indem sie die Karte dicht über einen Funkscanner halten.
Dafür hat Mastercard weltweit bereits rund 100 Millionen Karten mit NFC ausgestattet, in Deutschland rund eine Million. So hat beispielsweise die Deutsche Kreditbank NFC in Kreditkarten integriert, viele andere Institute wie die Sparda-Bank oder MLP folgten.
Mastercard spielt das neue Risiko herunter. Per Funktechnik könnten nur Kartennummer und Laufzeit der Karte ausgelesen werden, sagte ein Firmensprecher, wogegen der Name des Inhabers und der kleine dreistellige Code auf der Rückseite der Karte nicht unbemerkt gestohlen werden könnten. Weil Diebe damit nicht alle nötigen Daten für einen rechtsverbindlichen Kauf im Internet hätten, würden die Kunden auch nicht für illegale Bestellungen im Internet haften. "Die brauchen sich nur bei ihrer Bank zu melden, und das abgebuchte Geld wird zurückgebucht", sagte der Sprecher. Außerdem gebe es bisher keinen bekannt gewordenen Fall von Funk-Daten-Klau.
Verbraucherschützer Feck beruhigt dieser Einwand aber nur wenig: "Erstens sind die Kunden nun gezwungen, jeden Kleinbetrag auf ihrer Kreditkartenabrechnung zu prüfen, nur um sich gegen das neue Risiko zu schützen. Und zweitens ist mir nicht klar, warum Kreditkarten nun massenhaft per Funktechnik auslesbar sein sollen."
Das sieht die Branche anders: Per Funktechnik könnten Kunden kleine Beträge bequemer unterwegs bezahlen — auch im Ausland.