Phänomen Shisha-Bars Shisha-Bars werden immer beliebter

Berlin/Düsseldorf · Rund 6000 Wasserpfeifen-Lokale soll es in Deutschland geben.

 Eine Frau hält den Schlauch einer Shisha und pustet Rauch aus (Archiv).

Eine Frau hält den Schlauch einer Shisha und pustet Rauch aus (Archiv).

Foto: dpa/Gerald Matzka

Nach dem tödlichen Angriff auf zwei Shisha-Bars in Hanau, bei dem der mutmaßlich rechtsextremistische Täter neun Gäste erschoss, rückt das Phänomen der immer beliebter werdenden Lokale in den Vordergrund. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene schätzen die Atmosphäre der Bars, die Wasserpfeifen mit Tabak in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen anbieten.

Etwa 6000 Shisha-Bars gibt es nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes in Deutschland. Das wären mehr als die Filialen von McDonald’s und Burger King sowie alle Kinos zusammen. Offizielle Zahlen gibt es jedoch nicht. Seinen Ursprung hat das Rauchen von Wasserpfeifen im persischen und indischen Raum und breitete sich in die meisten arabischen Länder aus. Spätestens mit der Kolonialisierung gelangte der Brauch des gemeinschaftlichen Rauchens nach Europa und ist heute ein globales Phänomen. Besonders in Europa erfährt das Shisharauchen als Alternative zum Zigarettenkonsum, der nicht nur in Deutschland stetig zurückgeht, eine Renaissance – obwohl die gesundheitliche Gefährdung als ebenso hoch gilt.

Entsprechend der traditionellen Herkunft waren Shisha-Bars in Deutschland lange fast ausschließlich bei Menschen mit arabischem oder türkischem Migrationshintergrund beliebt. In den vergangenen Jahren hat sich das an den meisten Orten deutlich gewandelt, das Publikum ist heterogener. 2016 hatten bereits zwei Drittel der 18- bis 25-Jährigen an einer Wasserpfeife gezogen, wie aus dem aktuellen Suchtbericht der Bundesregierung hervorgeht. Die Bars setzen häufig auf eine moderne Lounge-Atmosphäre, die Getränkekarten listen neben Tee oft auch alkoholische Getränke wie Cocktails. In vielen Lokalen läuft Musik aus den Charts, die deutsche Rap-Szene hat die Bars als Geschäftsmodell erkannt. So besitzt beispielsweise der Rapper KC Rebell, der als Sohn kurdischer Eltern in Essen aufwuchs, Shisha-Lounges in mehreren deutschen Städten.

Doch Shisha-Bars haben einen zweifelhaften Ruf. Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden treffen sich in manchen dieser Bars Mitglieder krimineller arabischer Familienclans. Oft würden die Lokale auch betrieben, um Geld aus kriminellen Aktivitäten zu waschen, heißt es bei der Polizei. Insbesondere der dortige Handel mit unversteuertem Tabak ist nach Einschätzung des Landeskriminalamts ein illegales Geschäftsmodell der Clans. Die Sicherheitsbehörden betonen aber, nicht alle Shisha-Bars über einen Kamm scheren zu wollen. „Nicht in allen dieser Bars finden kriminelle Aktivitäten statt. Aber es gilt unsere Null-Toleranz-Linie: Wenn wir irgendwo Straftaten feststellen, gehen wir da rein und kontrollieren“, teilte das NRW-Innenministerium mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort