Persönlich Shinzo Abe . . . schönt Japans Kriegsgeschichte

Die faktengetreue Wiedergabe des Zweiten Weltkriegs nennt Japans Regierungschef Shinzo Abe "Selbstquälerei der Geschichtsdarstellung". Abe ist der Meinung, man müsse den Kindern Nationalstolz einimpfen, anstatt Japan zu kritisieren. Das spiegelt sich vor allem im Schulstoff wider.

Schulbücher werden in Japan zwar von privaten Verlagen herausgegeben, das Erziehungsministerium macht jedoch genaue Vorgaben, was in den Büchern zu stehen hat. In einer neuen Auflage der bisher schon verharmlosenden Lehrbücher werden nun mit keinem Wort die koreanischen Sex-Sklavinnen der japanischen Armee erwähnt.

Lediglich als "Zwischenfall" findet das Massaker von Nanking aus dem Jahr 1937 in den neuen Geschichtsbüchern statt. Dass japanische Soldaten rund 300 000 Chinesen ermordeten, darüber herrscht Stillschweigen. Der "Aggressionskrieg" wird als "Vordringen" verharmlost.

Seit dem 26. Dezember 2012 ist Abe der 63. Premierminister Japans. Seine politische Karriere begann jedoch schon früher. Nachdem er Politik an der University of Southern California studiert hatte, war er Assistent seines Vaters Shintaro Abe, der unter anterem als Außenminister tätig war. Bis er schließlich eigene Wege ging, die nicht immer auf Gegenliebe stießen: Mit seinem Besuch am Yasukuni-Schrein, wo gefallener Militärangehöriger gedacht wird, darunter auch japanische Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg, löste er einen diplomatischen Konflikt mit China aus. Japans Premier scheut keine Konfrontation - im Gegenteil: dass er durch sein Handeln außenpolitisch aneckt und somit ohnehin schon labile Beziehungen weiter schwächt, scheint ihn nicht zu stören. Die Inselkonflikte, die bisher keinerlei Beachtung fanden, werden in den neuen Geschichtsbüchern erläutert - allerdings nur aus der Sicht Japans. Südkoreas Premier warnte Tokio bereits, dass die Geschichtsklitterung aufhören muss.

(RP)
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