Persönlich Sergio Mattarella . . . ist Präsident von Renzis Gnaden

Er ist kein Mann der großen Pose und des lauten Wortes. Das mag in Italien für einen Politiker ungewöhnlich sein. Das macht Sergio Mattarella (73) aber eher sympathisch. Als Verfassungsrichter liebt er die leisen Töne, er gilt als öffentlichkeitsscheu. Doch nun ist er im vierten Wahlgang mit 665 von 1009 Stimmen für sieben Jahre zum Staatspräsidenten gewählt worden. Morgen soll er den Amtseid ablegen und Italien in krisenhafter Zeit wieder mehr Hoffnung vermitteln.

Als Staatspräsident hat er vornehmlich repräsentative Aufgaben; er kann das Parlament auflösen und muss in schwierigen Zeiten zwischen den politischen Lagern vermitteln und das Land vor Lähmungen bewahren.

Sergio Mattarella ist politisch erfahren. Er entstammt einer Familie, die für das Gemeinwesen stets Verantwortung übernommen hatte: Sein Vater war ein einflussreicher Politiker der Democrazia Cristiana (DC), sein älterer Bruder Piersanti arbeitete als Präsident der Region Sizilien und wurde 1980 von der Mafia getötet. Er starb damals in den Armen seines Bruders Sergio, den die Gewalttat tief prägte und der sich seitdem dem unerbittlichen Kampf gegen die Mafia verschrieben hat.

Sergio Mattarella wurde 1941 in Palermo geboren. Er studierte Jura, saß von 1983 an für ein Vierteljahrhundert im Parlament. 1998 agierte er kurz als Vize-Ministerpräsident. Er war Minister in unterschiedlichen Funktionen in verschiedenen Kabinetten. Verfassungsrichter wurde der Sizilianer 2011.

Die Wahl Mattarellas an die Staatsspitze ist vor allem ein Sieg für Ministerpräsident Matteo Renzi, dessen Mann er ist. Mattarella gehört 2007 zu den Gründern von Renzis Demokratischer Partei (PD). Mit Silvio Berlusconi hat es Mattarella nicht mehr: Als Bildungsminister in einem DC-Kabinett war er 1990 aus Protest gegen ein Gesetz zurückgetreten, das Berlusconis Medienimperium begünstigte. Sergio Mattarella hat drei Kinder. Seine Frau starb im Jahr 2012.

(RP)
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